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Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre - pp 69

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Die flutende Sonne überreichlich jedwede bewegte Einzelheit mit Gold grundierend, die blaue Fahne des Himmels hochfliegend über dem Graben, und bei der Buchhandlung, an der Ecke, der Turm von St. Stephan wie mit einem Riesenschritte ins Bild tretend.
Klik-klak, die Hufe wirbelten. Eine schwere, duftende Wolke von Zigarrenrauch hauchte über den Gehsteig wie ein Gruß sämtlicher tropischer Inseln, und diese Wolke stieß unmittelbar mit einer anderen zusammen, welche den Blick hinter einer im Gewimmel verschwindenen Erscheinung nachzug: Bois des Iles, Holz der Inseln, Rauch der Inseln.
Er flanierte ein paarmal auf und ab. Es ging auf halb vier. Sein Entschluß, ins Café Pucher zu gehen, war nicht ganz feststehend.
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Als Xandl drei Jahre alt war, lernte Mizzi Schinagl auf einer Bank im Schönbornpark, durch Zufall sozusagen, eine geschwätzige und gefällige Frau kennen, die ihr sagte, es gäbe da ein Haus auf der Wieden, da wäre man gut aufgehoben – und noble Menschen verkehrten dort – und was wäre schon eine Pfaidlerei – und was wäre das überhaupt schon für ein Leben so, mit einem Kind und unverheiratet und mit einer Pfaidlerei.
pp from Die Geschichte von der 1002. Nacht by Joseph Moses Roth

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Das Café de l`Europe ist jetzt gesperrt worden. Eine Bankfiliale soll an seine Stelle kommen. Der Stefansplatz ist wieder rein-christlich (bis auf den Rothberger) und keusch-bajuvarisch - das Wahrzeichen für Paris und Balkan verschwindet. Ist das nicht zukunftsdeutend für Wien, die deutsch-österreichisch eingeschrumpfte Ex-Hauptstadt eines in Kaffeehäuser vereinten Völkerstaates? Ist es nicht symbolisch für seine Rückentwicklung in eine knödlig-biedere, werktätig-solide Kleinstadt?
pp 36 from Zeitgeist im Literatur-Café by Anton Kuh