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Und Nietzsche weinte - pp 214-215

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Der Fiaker erreichte den Achten Bezirk, Josefstadt genannt, und hielt vor den Toren der Lauzon-Klinik. Der Pförtner, welcher Fischmann gleich erkannte, versagte es sich diskret, einen neugierigen Blick ins Innere des Wagens zu werfen, und beeilte sich, die großen, schmiedeeisernen Torflügel zurückzuschieben. Dann schwankte und holperte der Fiaker über die hundert Meter kopfsteingepflasterter Auffahrt zum Portikus des Hauptgebäudes mit seinen weißen Säulen. Die Lauzon-Klinik, ein stattlicher, vierstöckiger weißer Bau, bot vierzig neurologischen und psychiatrischen Patienten Platz. Dreihundert Jahre zuvor als Stadtpalais des Baron Friedrich Lauzon errichtet, hatte das von einer umlaufenden Mauer umfriedete, zwanzig Morgen Parkland und Obstgärten samt Ställen, Remise und Gesindehäuser umfassende Anwesen noch vor den Toren Wiens gelegen. Hier waren Generation um Generation junger Lauzons gezeugt, großgezogen und zur Wildschweinjagd hinausgeschickt worden. Nach dem Tode des letzten Baron Lauzon bei der Typhusepedemie von 1858 war der Besitz an Baron Wertheim gefallen, einen entfernten, verarmten Kusin, der nur selten seinen Landsitz in Bayern verließ.
Da die Nachlaßverwalter dem Baron bald deutlich gemacht hatten, wie er sich nur dadurch der Last dieses Erbes entledigen könne, indem er es einem wohltätigen Zweck zuführte, hatte Baron Wertheim beschieden, das Haus solle als Hospiz Rekonvaleszenten dienen, und zur einzigen Bedingung gemacht, dass seiner Familie allezeit unentgeltliche Behandlung eingeräumt werden müsse. Eine Stiftung wurde ins Leben gerufen und ein Beirat bestimmt – letzterer ungewöhnlich insofern, als ihm nicht nur mehrere der ersten katholischen Familien Wiens angehörten, sondern auch zwei philantropische jüdische Familien, die Gomperz’ und die Altmanns. Obschon die 1860 eröffnete Klinik vor allem wohlsituierte Patienten aufnahm, wurden sechs der vierzig Betten von der Stiftung unterhalten und mittellosen, aber ordentlichen Patienten zur Verfügung gestellt.
Und eines dieser sechs Betten hatte Breuer, welcher im Beirat die Altmann-Familie vertrat, für Nietzsche requiriert. Breuers Einfluss in der Lauzon-Klinik ging weit über Sitz und Stimme im Beirat hinaus; er war Hausarzt des Spitalleiters und einiger anderer Verwaltungsmitglieder.
Als Breuer und sein neuer Patient eintrafen, wurden sie mit großer Zuvorkommenheit empfangen; man verzichtete auf alle förmlichen Aufnahme- und Anmeldeprozeduren, und der Direktor und die leitende Krankenwärterin führten Arzt und Patient persönlich die unbelegten Zimmer vor.
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"Samstag, den 16. September 1944.
[...]
Abends bei A.; heut nachmittag ist die Hochschaubahn im Prater abgebrannt -"eine feindliche" Freudenstätte, die auch in meinen Erinnerungen als
"Railway" ihren Ehrenplatz hat. Trotz der beengten Lage konnte das Feuer von den Praterbuden abgehalten werden, nur einige Waggons des danebenstehenden Riesenrades fingen Feuer. Es war ein eigenartiger Anblick von A.'s Schlafzimmer, über der dunklen Stadt die leuchtenden Punkte der brennenden Waggons zu sehen! Man spricht von Sabotage, [...]"
pp 34 from Josef Schöner Wiener Tagebücher 1944/1945 by Gerald Stourzh

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Als hätte es solche Dinge nie gesehen, bricht sich das Licht der untergehenden Sonne, viel heftiger noch als es aus dieser herauskommt, grell in den Fenstern der Kochgasse. Man muß vor der Gewalt der Natur die Augen zumachen. Geblendet. Die Bewohner sind geübt darin, die Augen vor etwas zu schließen.
Gegenüber ist ein kleines Geschäft für Strick- und Nähzubehör. Auf kleinen Häkeldecken bunte Garne und Wollen, die spitzigen Nadeln im Laden.
pp 25 from Die Ausgesperrten by Elfriede Jelinek