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Anna nicht vergessen - pp 139

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6.00. 7.00. 8.10. Julia ist zeitig in der Firma. Sie ruft um 12.20 kurz an, am Nachmittag ruf ich an wegen Einkaufen, dann um 15.30 und jetzt um 16.50 von der Alserstraße. Julia hat um 17.00 einen Termin beim Frauenarzt, da bin ich gespannt, ob sie mich anruft, wenn sie fertig ist oder ob sie ohne Anruf ins Chelsea geht, weil sie so herumgedrückt hat. 17.55 vom Arzttermin ruft sie mich am Handy an, sie werde nach Hause gehen und aufräumen. Werde es um 20.00 probieren, um zu sehen, ob sie da ist oder im Chelsea. Habe um 20.00 angerufen, Julia ist noch am Putzen. 22.00 habe ich nochmals angerufen und - juppijeh! - sie kommt zu mir, mit dem Taxi.
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  No
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  Alser Straße
Chelsea

Near fragment in time

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The house in which we lived and where I grew up, Franz-Josef-Kai 65, stood at the corner between the Kai and the Theresienstraße, both with names of the Habsburg royalty who enjoyed the love and gratitude of Viennese Jews, including my parents. The window of my grandparent´s flat all looked down on the elegant Kai bordering the Donaukanal, but all but one window in our apartment looked onto the quite humble Theresienstraße and more specifically onto the Rossauerkaserne. The latter is an imposing large red brick barrack- a building stretching over several blocks with battlements on top, all around. It was then and I believe it still is, in active use. “I am sick and tired of looking at the barracks”, writes my father, in 1927, eagerly planning a vacation. The Rossauerkaserne was not within talking distance, but close enough for some friendly casual interchanges between some of our household help and the soldiers who lived there, although my last Fräulein, the one I remember best and who stayed with us for the last six years in Vienna was above such fooleries. Twice, in my later life, I had occasion to return to this childhood flat. The second time, only a few years ago, the flat was empty, about to be redecorated. I bent out of the corner bay window and saw a magnificent view, following the Donaukanal, with the Kahlenberg and the Wienerwald still visible in the distance. (…) straight ahead from the same widow, one could see the Augartenbrücke leading from our first Bezirk (districe) across the Donaukanal to the second Bezirk, the Leopoldstadt.
pp 111 from Living in the shadow of the Freud family by Ernestine Drucker Freud

Near fragment in space

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Der Fiaker erreichte den Achten Bezirk, Josefstadt genannt, und hielt vor den Toren der Lauzon-Klinik. Der Pförtner, welcher Fischmann gleich erkannte, versagte es sich diskret, einen neugierigen Blick ins Innere des Wagens zu werfen, und beeilte sich, die großen, schmiedeeisernen Torflügel zurückzuschieben. Dann schwankte und holperte der Fiaker über die hundert Meter kopfsteingepflasterter Auffahrt zum Portikus des Hauptgebäudes mit seinen weißen Säulen. Die Lauzon-Klinik, ein stattlicher, vierstöckiger weißer Bau, bot vierzig neurologischen und psychiatrischen Patienten Platz. Dreihundert Jahre zuvor als Stadtpalais des Baron Friedrich Lauzon errichtet, hatte das von einer umlaufenden Mauer umfriedete, zwanzig Morgen Parkland und Obstgärten samt Ställen, Remise und Gesindehäuser umfassende Anwesen noch vor den Toren Wiens gelegen. Hier waren Generation um Generation junger Lauzons gezeugt, großgezogen und zur Wildschweinjagd hinausgeschickt worden. Nach dem Tode des letzten Baron Lauzon bei der Typhusepedemie von 1858 war der Besitz an Baron Wertheim gefallen, einen entfernten, verarmten Kusin, der nur selten seinen Landsitz in Bayern verließ.
Da die Nachlaßverwalter dem Baron bald deutlich gemacht hatten, wie er sich nur dadurch der Last dieses Erbes entledigen könne, indem er es einem wohltätigen Zweck zuführte, hatte Baron Wertheim beschieden, das Haus solle als Hospiz Rekonvaleszenten dienen, und zur einzigen Bedingung gemacht, dass seiner Familie allezeit unentgeltliche Behandlung eingeräumt werden müsse. Eine Stiftung wurde ins Leben gerufen und ein Beirat bestimmt – letzterer ungewöhnlich insofern, als ihm nicht nur mehrere der ersten katholischen Familien Wiens angehörten, sondern auch zwei philantropische jüdische Familien, die Gomperz’ und die Altmanns. Obschon die 1860 eröffnete Klinik vor allem wohlsituierte Patienten aufnahm, wurden sechs der vierzig Betten von der Stiftung unterhalten und mittellosen, aber ordentlichen Patienten zur Verfügung gestellt.
Und eines dieser sechs Betten hatte Breuer, welcher im Beirat die Altmann-Familie vertrat, für Nietzsche requiriert. Breuers Einfluss in der Lauzon-Klinik ging weit über Sitz und Stimme im Beirat hinaus; er war Hausarzt des Spitalleiters und einiger anderer Verwaltungsmitglieder.
Als Breuer und sein neuer Patient eintrafen, wurden sie mit großer Zuvorkommenheit empfangen; man verzichtete auf alle förmlichen Aufnahme- und Anmeldeprozeduren, und der Direktor und die leitende Krankenwärterin führten Arzt und Patient persönlich die unbelegten Zimmer vor.
pp 214-215 from Und Nietzsche weinte by Irvin D. Yalom