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Wiener Blut - pp 149
Café Imperial: Aufgeregte Kellner, gestikulierende Gäste und das Geklapper von Besteck. Der Klavierspieler hatte eine Straußpolka beendet, ruhte einen Moment aus und begann eine beschwingte, volkstümliche Melodie.
Near fragment in time
Was nun den fehlenden Garten anbelangt, so legt der Kaiser unmissverständlich im Handbillett fest, das die angeschmiedeten Tobenden und Unruhigen, die Unreinen sowieso nicht ins Freie gelangen dürfen. Alle anderen, die Ruhigen oder Lenksamen, die Braven dürfen zu unterschiedlichen Zeiten in den Hof hinaus, ein Garten erübrigt sich somit. Es hätte auch gar keinen Platz hierfür gegeben, errichtete man den Narrenturm doch auf einem steil abgeböschtem, künstlichen Erdhügel.
pp 325 from Der andere Garten. Erinnern und Erfinden in Gärten von Institutionen by
Near fragment in space
"Seine Majestät!", rief der Kutscher ehrfürchtig.
Sie standen genau an der Kreuzung zur Mariahilfer Straße. Hier fuhr täglich zweimal der Kaiser in seiner Kutsche durch. Morgens von Schönbrunn zu den Regierungsgeschäften in die Hofburg und am Abend wieder zurück. Tag für Tag winkten die Schaulustigen am Straßenrand dem alten Herrscher zu und stellten ihre Uhren nach ihm, den Seine Majestät war die Pünktlichkeit in Person. Heute am Sonntag fuhr er zu ungewohnter Stunde vorbei. Alle Fiaker und Fuhrwerke hielten an und ließen das kaiserliche Gespann passieren. Gustavs Kutscher erhob sich vom Kutschbock, lüftete seinen Halbzylinder und verbeugte sich tief.
Gustav bewegte sich nicht. Für den Kaiser Franz Joseph hatte er nicht viel übrig. Wenn die schöne Kaiserin Sisi vorbeigefahren wäre, hätte er sich sicher aus dem Fenster gelehnt und ihr zugewunken.
Bis zur Baustelle des neuen Sezessionsgebäudes, das der berühmte Architekt Joseph Maria Olbrich als Ausstellungsgebäude für zeitgenössische Kunst erreichtete, kam seine Drosche nur im Schritttempo vorwärts. Danach ging es recht flott weriter zum Schwarzenbergplatz.
Im Café Schwarzenberg ging es sonntagnachmittags zu wie im Wurstelprater. Der Klavierspieler beendete gerade die Tritsch-Tratsch-Polka, als Gustav das Lokal betrat. Mohnstrudel, Nusskipferl, Guglhupf und üppige Tortenstücke, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen, wurden von hekteischen Kellnern im Sekundentakt an seiner Nase vorbeigetragen. Fröhlich lärmende Gäste, lautes Geschirrgeklapper und klingende Kassen ließen Gustav bald die Flucht ergreifen.
Zum Glück fand er am Fiakerstand gegenüber beim Hotel Imperial eine Droschke. Auf der Praterstraße kamen sie wieder zum stehen. An diesem herrlichen Hochsommertag schien ganz Wien auf die schattigen Wiesen und in die kühlen Wälder des Praters zu flüchten.
Als sie endlich bei der mindestens acht Meter hohen Gedenksäule für Admiral Tegetthoff, dem Sieger in der Schlacht von Lissa - einer der wenigen, wenn nicht gar die einzige Seeschlacht, die Österreichs ruhmreiche Marine je gewonnen hatte -, ankamen, bat Gustav den Kutscher, ihn aussteigen zu lassen. Die Hitze und das fürchterliche Geschaukel hatten seine Übelkeit verstärkt. Er beschloss, gegen das Pochen in seinem Kopf und das flaue Gefühl in seinem Magen anzukämpfen, indem er zu Fuss zur Hauptallee ging.
Nach den vielen Schnäpsen konnte er sich nicht mehr genau erinnern, in welchem der drei großen Kaffeehäuser er mit Margarete von Leiden verabredet war. Schnellen Schrittes eilte er zum Wurstelprater.
pp 124-125 from Der Tod fährt Riesenrad by
Sie standen genau an der Kreuzung zur Mariahilfer Straße. Hier fuhr täglich zweimal der Kaiser in seiner Kutsche durch. Morgens von Schönbrunn zu den Regierungsgeschäften in die Hofburg und am Abend wieder zurück. Tag für Tag winkten die Schaulustigen am Straßenrand dem alten Herrscher zu und stellten ihre Uhren nach ihm, den Seine Majestät war die Pünktlichkeit in Person. Heute am Sonntag fuhr er zu ungewohnter Stunde vorbei. Alle Fiaker und Fuhrwerke hielten an und ließen das kaiserliche Gespann passieren. Gustavs Kutscher erhob sich vom Kutschbock, lüftete seinen Halbzylinder und verbeugte sich tief.
Gustav bewegte sich nicht. Für den Kaiser Franz Joseph hatte er nicht viel übrig. Wenn die schöne Kaiserin Sisi vorbeigefahren wäre, hätte er sich sicher aus dem Fenster gelehnt und ihr zugewunken.
Bis zur Baustelle des neuen Sezessionsgebäudes, das der berühmte Architekt Joseph Maria Olbrich als Ausstellungsgebäude für zeitgenössische Kunst erreichtete, kam seine Drosche nur im Schritttempo vorwärts. Danach ging es recht flott weriter zum Schwarzenbergplatz.
Im Café Schwarzenberg ging es sonntagnachmittags zu wie im Wurstelprater. Der Klavierspieler beendete gerade die Tritsch-Tratsch-Polka, als Gustav das Lokal betrat. Mohnstrudel, Nusskipferl, Guglhupf und üppige Tortenstücke, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen, wurden von hekteischen Kellnern im Sekundentakt an seiner Nase vorbeigetragen. Fröhlich lärmende Gäste, lautes Geschirrgeklapper und klingende Kassen ließen Gustav bald die Flucht ergreifen.
Zum Glück fand er am Fiakerstand gegenüber beim Hotel Imperial eine Droschke. Auf der Praterstraße kamen sie wieder zum stehen. An diesem herrlichen Hochsommertag schien ganz Wien auf die schattigen Wiesen und in die kühlen Wälder des Praters zu flüchten.
Als sie endlich bei der mindestens acht Meter hohen Gedenksäule für Admiral Tegetthoff, dem Sieger in der Schlacht von Lissa - einer der wenigen, wenn nicht gar die einzige Seeschlacht, die Österreichs ruhmreiche Marine je gewonnen hatte -, ankamen, bat Gustav den Kutscher, ihn aussteigen zu lassen. Die Hitze und das fürchterliche Geschaukel hatten seine Übelkeit verstärkt. Er beschloss, gegen das Pochen in seinem Kopf und das flaue Gefühl in seinem Magen anzukämpfen, indem er zu Fuss zur Hauptallee ging.
Nach den vielen Schnäpsen konnte er sich nicht mehr genau erinnern, in welchem der drei großen Kaffeehäuser er mit Margarete von Leiden verabredet war. Schnellen Schrittes eilte er zum Wurstelprater.
