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Tacheles - pp 49
So gesehen war es vernünftiger, noch einen Marsch von leidlich drei Kilometern in Kauf zu nehmen um es sich sodann im Cafe “Lusthaus” bequem zu machen. Dort verkehrte die bessere Gesellschaft, und junge Damen waren dort wirklich junge Damen. Man konnte sie in aller Ruhe beobachten, ohne dass die Gefahr bestand, sich in eine peinliche Situation zu begeben. Ja, dachte Bronstein, es sprach viel dafür, noch ein wenig spazieren zu gehen.
Near fragment in time
Ich schwinge mich also aufs Rad und trete in die Pedale, bis der Beton des Gehwegs als Steilküste in den Donaukanal kippt. Hier, an diesem Strandplazebo, gedenke ich ein Bier zu trinken. Die Freuden des Erwachsenendaseins. Der Türsteher am Tor zum Gastgarten des coolen Clubs will meine Tasche gar nicht erst durchsuchen, was ihm eine Weigerung meinerseits, mir eine darauf folgende Zutrittsverweigerung seinerseits und uns beiden einige Unannehmlichkeiten, wie z.B. vom Schreien heisere Stimmen, erspart. Mir außerdem Geld: Alles was am Donaukanal liegt, betrachte ich als Picknickzone, setze also auf Selbstversorgung. Ich platziere mich möglichst weit vom Türsteher entfernt auf einen der Holztische, ziehe die Bierflasche – deren Marke zur im Lokal ausgeschenkten passt – aus dem Rucksack und will mein Karma auf Reisen schicken, das aber selbstbestimmt auf meiner Schulter hocken bleibt. Neben mir am Tisch wird diskutiert. Eine Gruppe ziemlich euphorischer Frauen mit teilrasierten, wasserstoffgebeizten Haaren und in zu engen Hosen und zu weiten, ideologisch aufgeladenen T-Shirts bespricht den Zustand der Welt im Allgemeinen und den Zustand ihrer Band im Speziellen. Mein Karma unterhält sich köstlich. Ich trinke einen Schluck Bier. Es ist warm und schäumt über.
pp 43 from Freischnorcheln by
Near fragment in space
Trautmann ging in den Wurstelprater und genehmigte sich im Schweizerhaus zwar diesmal keine Stelze, aber dafür ein Krautfleisch, trank drei Krügel Budweiser, plauderte mit der ihm gut bekannten Chefin und raute Kette. Beschloss dann, sich ein bisschen im Wurstelprater umzuschauen, nahm dabei allerdings die ihm noch immer ungewohnte, verhasste Brille ab und hängte sie in den Ausschnitt seines T-Shirts mit einer chinesischen Aufschrift, von der er nicht wusste, was sie bedeutete. Seine Glock hatte er wie immer im hinteren Hosenbund stecken. Außer einer kleinen Ausbuchtung, die sein ziemliche langes T-Shirt aufwies, war von ihr nichts zu sehen. Er ärgerte sich über das vor dem Schweizerhaus aufgebaute, über sechzig Meter hohe Kettenkarussell, das den ganzen Platz verschandelt. Kurz setzte er sich auf eine Bank vor dem Pferdekarussell, in dem die Tiere zur schon ausgeleierten Orchestrionmusik im Kreis leifen, und ging dann langsam zu seiner nicht weit entfernten kleinen Wohnung in der Molkereistraße.
pp 198-199 from Blutreigen Ein Fall für Trautmann by
