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Don Juan de la Mancha - pp 51

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Meine Großmutter hatte damals Gebärmutterkrebs diagnostiziert bekommen, sie war seit fünfzehn Jahren Witwe. Es war alles so klar. Und alles rührte mich. Der Lichtkegel meiner Schreibtischlampe. Man musste im Marxer Keller auch tagsüber Licht einschalten. Das hatte mich immer trübsinnig gemacht. Jetzt rührte es mich.
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  Marxergasse

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Wenn sie vom vielen Reden einen trockenen Mund bekommen hat oder das Niveau des Gesprächs so tief gesunken ist, daß sie nichts mehr beisteuern will, macht sie sich davon, geht in die Stadt für ein paar Gänge, die zu erledigen sind, oder zum Shoppen.
Warum sie vorgestern während eines dieser unerlaubten Ausflüge versucht hat, eine Schneekugel mitgehen zu lassen, in einer großen, hauptsächlich von Touristen frequentierten Trafik am Michaelerplatz, ist nicht ganz klar; ob für sich oder fürs Büro oder für Mick (am ehesten für Mick oder: um sich dem Augenblick, in dem die Temperaturen fallen, näher zu fühlen). Ebenfalls nicht ganz klar ist, warum sie sich hat erwischen lassen, idiotischerweise, ausgerechnet wärhend der Dienstzeit.
pp 206-207 from Anna nicht vergessen by Arno Geiger

Near fragment in space

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Das kleinere der beiden einstigen Stadthäuser der Grafen Salm liegt in einer schmalen Gasse unweit der breiten, häßlichen Landstraße Hauptstraße. Ich habe sie nie gemocht, diese Gegend Wiens, mit den langweiligen Kaufläden, den billigen Beiseln, dem Biergeruch und den schäbigen Marktständen, an denen man Znaimer Gurken und Gewürze, Obst, Bänder und blecherne Rosenkränze verkauft. Oft durchquerte ich sie an Sonntagvormittagen, wenn ich mit meinem Hund zu einem Spaziergang in den Prater ging. Auch zu einer Zeit, in der ich bereits die Ästhetik des Verfalls entdeckte, suchte ich in diesem Viertel vergeblich nach den Reizen von Belleville und Ménilomontant. All das ist vorbei. Die Hauptstraße des Bezirks ist womöglich noch unattraktiver geworden. Überdies hat sie sehr unter Bombenangriffen gelitten und sieht, wie eine unschöne Frau in Verzweiflung, noch abstoßender aus.
Nur die Rochuskirche mit ihren drei Heiligen, deren Umrisse sanft geschwungen über alle Häuserfassaden thronen, verleiht dem Stadtteil noch etwas von der Anmut, die er in früheren Zeiten besaß. Damals standen nicht nur das Palais Razumovsky, sondern auch die beiden Salmschlässer inmitten grüner Wiesen, ihre Gärten reichten hinab zum Fluß und zu den Donauauen mit wilden Vögeln und seltenem Getier.
pp 31 from Rückkehr nach Wien by Hilde Spiel