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Die Stadt ohne Juden - pp 125-126
Am Tage der Eröffnung der Nationalversammlung, also einen Tag vor der ersten entscheidenden Sitzung, besorgte Leo Strakosch, mit einem Handkoffer bewaffnet, allerlei Einkäufe. Bei Sacher kaufte er für einen phantastischen Preis, für den man einmal ein ganzes Ringstraßenhaus bekommen hätte, eine Straßburger Gänseleberpastete in der Terrine, im Hotel Imperial ließ er sich drei Flaschen eines köstlichen weißen Burgunders, drei Flaschen des schwersten und kostbarsten Bordeauxweines geben, außerdem eine Flasche uralten französischen Kognaks. Abends lauerte er dann vor dem Haustor dem Herrn Krötzl auf, der sich gerade nach der feierlichen Eröffnungssitzung des Hauses ins Wirtshaus begeben wollte, gratulierte ihm herzlich zu seiner Wiederwahl und sagte:
»Lieber Herr Nationalrat, ich möchte morgen auch der historischen Tagung des Hauses beiwohnen. Um elf ist der Beginn der Sitzung, also werde ich auf zehn Uhr mein Auto bestellen und Sie, wenn es Ihnen recht ist, mitnehmen.«
Herr Krötzl fühlte sich durch die Liebenswürdigkeit des vornehmen und, wie es schien, sehr reichen jungen Franzosen höchst geschmeichelt, er nahm die Einladung dankend an und fügte hinzu:
»Bin Ihnen sogar sehr verbunden, wenn Sie um zehn Uhr zu mir kommen, weil i' dann net riskier', zu verschlafen. Meine Wirtschafterin, das dumme Luder, vergißt am End' noch, mich zu wecken, und i' hab' an so schweren Schlaf, daß i die Weckuhr net hör'. Dös wär' aber a schöne G'schicht', wann i morgen verschlafen tät. Nachher hätten mir in vierundzwanzig Stunden die Saujuden, die verfluchten, wieder in Wien!«
»Lieber Herr Nationalrat, ich möchte morgen auch der historischen Tagung des Hauses beiwohnen. Um elf ist der Beginn der Sitzung, also werde ich auf zehn Uhr mein Auto bestellen und Sie, wenn es Ihnen recht ist, mitnehmen.«
Herr Krötzl fühlte sich durch die Liebenswürdigkeit des vornehmen und, wie es schien, sehr reichen jungen Franzosen höchst geschmeichelt, er nahm die Einladung dankend an und fügte hinzu:
»Bin Ihnen sogar sehr verbunden, wenn Sie um zehn Uhr zu mir kommen, weil i' dann net riskier', zu verschlafen. Meine Wirtschafterin, das dumme Luder, vergißt am End' noch, mich zu wecken, und i' hab' an so schweren Schlaf, daß i die Weckuhr net hör'. Dös wär' aber a schöne G'schicht', wann i morgen verschlafen tät. Nachher hätten mir in vierundzwanzig Stunden die Saujuden, die verfluchten, wieder in Wien!«
Near fragment in time
Ich erinnerte mich mit ein wenig Neugier des Praters, wo jetzt zu Frühlingsende, zu Sommersanfang, die schweren Bäume wie riesige grüne Lakaien rechts und links der von Wagen durchflitzten Hauptallee stehen und reglos den vielen geputzten eleganten Menschen ihre weißen Blütenherzen hinhalten. Gewohnt, auch dem flüchtigsten meiner Wünsche sofort nachzugeben, rief ich den ersten Fiaker an, der mir in den Weg kam, und bedeutete ihm auf seine Frage den Prater als Ziel. »Zum Rennen, Herr Baron, nicht wahr?« antwortete er mit devoter Selbstverständlichkeit. Da erinnerte ich mich erst, daß heute ein sehr fashionabler Renntag war, eine Derbyvorschau, wo die ganze gute Wiener Gesellschaft sich Rendezvous gab.
pp 8 from Amok: Novellen einer Leidenschaft by
Near fragment in space
I shall never forget my drives to the Hotel Bristol. In winter there are violets pinned to my muff; the snowflakes drift past and I think of Anna Karenina, but I am luckier than she because her happiness was paid for by others whereas any pain this liaison causes me is my own. In the autumn the chestnuts lining the Ringstrasse send down their bronze and russet leaves … But now, in May, the slanting sun turned the laburnums into a shower of gold - and it was all for me, the beauty of the evening: my Royal Triumph.
pp 49 from Madensky Square by