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Das Vaterspiel - pp 420-421

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Als ich mich hierauf im Wohnzimmer niederließ und die Knuspertüte in Brand steckte, war Alexandr mit seinem Thunfisch schon fertig. Er kam zu mir, leckte sich die Pfo-ten und ließ sich auf meinem Schoß nieder.
Alle diese Dinge, so erklärte ich ihm, werden bald aus dieser Wohnung verschwinden. Aber keine Angst, sagte ich, Katzenfutter wird bleiben. Es wird nur noch Katzen-futter und Haschisch geben, wir werden es vermischen und gemeinsam essen. Sonst werden wir uns nichts mehr leisten können. Ist morgen Samstag?
Alexandr schloss zustimmend die Augen. In der Früh, fuhr ich fort, werden wir zur Wienzeile hinuntergehen und auf dem Flohmarkt alles verkaufen, was wir entbehren können. Und das ist fast alles. Du hängst doch auch nicht an Dingen. Das Bett behalten wir, den Computer be-halten wir und die Katzenkiste. Noch etwas?
Alexandr schien auch nichts einzufallen, was wir sonst noch behalten sollten. Aber nach einer Weile hatte er einen Gedanken. Er stand auf, streckte die Vorderpfoten und bog den Rücken zu einem S. Das heißt in der Katzensprache: Alles herhören, ich habe gerade einen Gedanken. Dann ging Alexandr zur Lautsprecherbox und rieb sein Fell an der Kante.
Einverstanden, sagte ich. Ein paar CDs behalten wir auch. Sagen wir zehn, die zehn besten. Du hilfst mir aussuchen.
  Das Vaterspiel
  420
  421
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  (none)
  Wienzeile

Near fragment in time

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Szene 4. Sonntagmittag.

Ich gehe durch den Türkenschanzpark. Es ist klar. Aber Frühling. Büsche und Bäume in Blüte. Tulpen und Narzissen. Das Gras wieder grün. Die Anruferin von Freitag war Politikersgattin in der Nachkriegszeit.
pp 45 from Tagebuch der Gegenwart by Marlene Streeruwitz

Near fragment in space

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Ein paar Tage später kam Gerhard zu mir in die Woh-nung. Ich hatte die Power-Point-Animationen seiner Bilder fertig gestellt und wollte mit ihm die Geschwindigkeit der jeweiligen Abläufe besprechen. Es war Mitte Oktober. Die Nacht des blutigen Hundes, der Messer auf die Abbildun-gen meiner Schwester warf, lag sechs Wochen zurück. Gerhard und ich hatten seither nur einmal telefoniert. Ich hat-te getan, als hätte ich Mitleid mit ihm, wollte aber nur diskret herauskriegen, ob er mit Klaras Schuldirektor ge-sprochen hatte.
Als ich in meiner Rot-Kreuz-Uniform aus der U-Bahn-Station Kettenbrückengasse kam, stand Gerhard schon vor meiner Haustür und schlug, um sich aufzuwärmen, die Füße gegeneinander. Es hatte ein wenig zu schneien begonnen. Es waren ganz kleine Flocken, die der Wind über die Straßen wirbelte. Mit Klara hatte Gerhard keinen Kon-takt mehr gehabt. Weder einen weiteren Anruf noch den versprochenen Brief hatte er erhalten.
In meiner Wohnung war es kalt. Ich drehte das Backrohr auf und steckte eine alte Wärmelampe ein, die ich vor kur-zem auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Sie hatte einen großen Aluminiumschirm, der aussah wie eine Satelliten-schüssel. Gerhard half mir, im eiserenen Ofen einzuheizen. Er fragte mich, ob mir das alles hier nicht ein wenig zu um-ständlich sei.
pp 371-372 from Das Vaterspiel by Josef Haslinger