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Chucks - pp 25
Den Winter über fuhren wir mit der Straßenbahn im Kreis, immer und immer wieder rund um den Ring. Tamara trug ein Paar rosa Handschuhe von meiner Mutter und ich einen Hut, der meinem Vater gehört hatte. Wir belegten die vordersten Plätze im Straßenbahnwaggon und tranken Tee mit Rum aus einer Thermoskanne, die meine Mutter schon vermisste.
Near fragment in time
Leo Zelman beschrieb das Verhalten der österreichischen Bevölkerung gegenüber ihm als Juden pragmatisch anhand zweier Sequenzen: einer Begegnung mit dem Onkel einer Bekannten, in deren Haus er zum Essen eingeladen war.
„ […] hab ich kennen gelernt eine richtige = [lacht] Lotte, hat sie geheißen. Mädchen, dass ich mich dran erinnere. Und ihre Mutter ist zu mal gekommen und hat gesagt, Ich hab von Ihnen gehört, kommen Sie doch mal zu Weihnachten. Nach Hause zu uns in die Herrengasse. Und ich hab schon damals gewohnt am Schotten=, nicht am Schottenring, sondern am Rudolfsplatz Und ich bin dort hingekommen, natürlich auch ein Care-Paket mitgenommen, und dort konnte= der hat nicht mehr gelebt, er ist gefallen, und der Onkel ist gekommen. Und der Onkel hat schon getrunken war eines= das hat mich damals so angeekelt, seit damals trink ich keinen Wein. Und dreht sich um „Von wo bist du?“, sag ich „Ich bin von Lodz“. Wahrscheinlich hat er geglaubt, dass ich ein Volksdeutscher bin, ich hab schon ein bisschen deutsch gesprochen. Sagt er [laut am Anfang], „Na, in Lodz haben‘s wir den Juden dort gezeigt!“[laut Ende] Ich bin so blass geworden, so erschocken worden, es war ein kalter Winder, von der Herrengasse bis am Rudolfsplatz gelaufen ohne Mantel, ist mir nachgelaufen, äh, die - Lotte ist mir nachgelaufen mit dem Mantel ich bin, äh, ohne Mantel weggerannt aber ganz 0 äh […?] ich war ganz nervenschwach, hab nicht schlafen können.
pp 122 from Rückkehr in die Außenwelt: Öffentliche Anerkennung und Selbstbilder von KZ-Überlebenden in Österreich by
„ […] hab ich kennen gelernt eine richtige = [lacht] Lotte, hat sie geheißen. Mädchen, dass ich mich dran erinnere. Und ihre Mutter ist zu mal gekommen und hat gesagt, Ich hab von Ihnen gehört, kommen Sie doch mal zu Weihnachten. Nach Hause zu uns in die Herrengasse. Und ich hab schon damals gewohnt am Schotten=, nicht am Schottenring, sondern am Rudolfsplatz Und ich bin dort hingekommen, natürlich auch ein Care-Paket mitgenommen, und dort konnte= der hat nicht mehr gelebt, er ist gefallen, und der Onkel ist gekommen. Und der Onkel hat schon getrunken war eines= das hat mich damals so angeekelt, seit damals trink ich keinen Wein. Und dreht sich um „Von wo bist du?“, sag ich „Ich bin von Lodz“. Wahrscheinlich hat er geglaubt, dass ich ein Volksdeutscher bin, ich hab schon ein bisschen deutsch gesprochen. Sagt er [laut am Anfang], „Na, in Lodz haben‘s wir den Juden dort gezeigt!“[laut Ende] Ich bin so blass geworden, so erschocken worden, es war ein kalter Winder, von der Herrengasse bis am Rudolfsplatz gelaufen ohne Mantel, ist mir nachgelaufen, äh, die - Lotte ist mir nachgelaufen mit dem Mantel ich bin, äh, ohne Mantel weggerannt aber ganz 0 äh […?] ich war ganz nervenschwach, hab nicht schlafen können.
Near fragment in space
Der Sommer in Wien ist faul und zäh. Es passiert wenig und nichts von Belang. Die Stadt fühlt sich leer an, aber das ist sie nicht. Die Stadt wird von Touristen übernommen, sie rauben ihr das Gesicht. Es ist eine innere Leere, die herrscht.
Wer kann, verlässt wien, wer bleiben muss, versucht sich mit den vielen freien Parkplätzen zu trösten.
Max muss bleiben, die Parkplätze trösten ihn ungemein. Untertags muss es im Labor stehen, wo es sehr heiß ist, aber wer weiß, dass er sich abends in sein Auto setzen und über den Ring nach Hause fahren kann, wo er es direkt in der Kleinen Pfarrgasse abstellen, die Stiege hinaufgehen und anschließend Lauras Bauch anfassen kann. Es ist eine gute Zeit, könnte man sagen.
pp 14 from Verlass die Stadt by
Wer kann, verlässt wien, wer bleiben muss, versucht sich mit den vielen freien Parkplätzen zu trösten.
Max muss bleiben, die Parkplätze trösten ihn ungemein. Untertags muss es im Labor stehen, wo es sehr heiß ist, aber wer weiß, dass er sich abends in sein Auto setzen und über den Ring nach Hause fahren kann, wo er es direkt in der Kleinen Pfarrgasse abstellen, die Stiege hinaufgehen und anschließend Lauras Bauch anfassen kann. Es ist eine gute Zeit, könnte man sagen.
