Arrows_down
Arrows_up
« Back to Wien

Wien - pp 115-116

Quote
Die großen historischen Stile sind ineinander verwachsen, harmonieren ungemein, Gotig grüßt Empire, Barock schwenkt sein lockeres Quellen in Steinwülsten gegen die tapfer verhaltenen Renaissance, breit und alt orgelt das Romanische, auch eine gezogene Zwiegelkuppel fistelt dazwischen mit hohem griechischem Choral. Reich hat das Leben hier Empfindungen abgelagert, die alle zugleich ertönen und Zeugnis ablegen von der gestaltkräftigen Weltverbundenheit dieser Stadt, der gotische Stefansdom, das Standardwerk unermeßlichen Drängens, setzt das Ausrufezeichen dahinter.
  Wien
  115
  116
  No
  Yes
  No
  No
  (none)
  Stephansdom

Near fragment in time

Quote
Als die beiden Polizisten - kurz nach neun Uhr morgens - den Hof des Trödlerhauses in der Klettengasse betraten, war noch Leben in Stanislaus Demba. Sie beugten sich über ihn. Er erschrak und versuchte, aufzustehen. Er wollte fort, rasch um die Ecke biegen, in die Freiheit - Er sank sogleich zurück. Seine Glieder waren zerschmettert, und aus einer Wunde am Hinterkopf floß Blut. Nur seine Augen wanderten. Seine Augen lebten. Seine Augen irrten ruhelos durch die Straßen der Stadt, schweiften über Gärten und Plätze, tauchten unter in der brausenden Wirrnis des Daseins, stürmten Treppen hinauf und hinunter, glitten durch Zimmer und durch Spelunken, klammerten sich noch einmal an das rastlose Leben des ewig bewegten Tages, spielten, bettelten, rauften um Geld und um Liebe, kosteten zum letztenmal von Glück und Schmerz, von Jubel und Enttäuschung, wurden sehr müde und fielen zu.
pp 211-212 from Zwischen neun und neun by Leopold Perutz

Near fragment in space

Quote
Ein Stativ benötigte er für die zweite Kamera. Er stellte sie am Eingang des Stephansdoms auf, so daß sie dem Haas-Haus zugewandt war, vor dem früher Akrobaten den Touristen ihre Kunststücke vorgeführt hatten. Solchen Spektakeln hatte er nichts abgewinnen können. In der Furcht, gar von einem der Künstler angespielt oder angesungen zu werden, war er mit gesenktem Kopf vorübergehastet.
pp 75- from Die Arbeit der Nacht by Thomas Glavinic