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Don Juan de la Mancha - pp 139-140

»AG PUBLIZISTIK. Wir trefen uns jeden Dienstag um 19 Uhr im Gasthaus Hebenstreit, Landesgerichtsstraße 8, Bettauerzimmer. BILDUNG STATT SITTLICHKEIT. Seminarkritik. Methodendiskussion. Perspektiven. KOMMT IN MASSEN!«
»Kommt in Massen« fand ich blöd, Franz meinte, das sei ironisch, und Alice sagte, wenn einer kommt, dann ist er eben die Masse. »Bildung statt Sittlichkeit« fand ich witzig, obwohl mir klar war, dass den Witz nur die verstehen würden, die ihr Philosophicum bereits hinter sich gebracht hatten. Und dass Franz »treffen« mit nur einem f geschrieben hatte, fiel mir und Alice leider nicht gleich auf.
»Kommt in Massen« fand ich blöd, Franz meinte, das sei ironisch, und Alice sagte, wenn einer kommt, dann ist er eben die Masse. »Bildung statt Sittlichkeit« fand ich witzig, obwohl mir klar war, dass den Witz nur die verstehen würden, die ihr Philosophicum bereits hinter sich gebracht hatten. Und dass Franz »treffen« mit nur einem f geschrieben hatte, fiel mir und Alice leider nicht gleich auf.
Near fragment in time

The house in which we lived and where I grew up, Franz-Josef-Kai 65, stood at the corner between the Kai and the Theresienstraße, both with names of the Habsburg royalty who enjoyed the love and gratitude of Viennese Jews, including my parents. The window of my grandparent´s flat all looked down on the elegant Kai bordering the Donaukanal, but all but one window in our apartment looked onto the quite humble Theresienstraße and more specifically onto the Rossauerkaserne. The latter is an imposing large red brick barrack- a building stretching over several blocks with battlements on top, all around. It was then and I believe it still is, in active use. “I am sick and tired of looking at the barracks”, writes my father, in 1927, eagerly planning a vacation. The Rossauerkaserne was not within talking distance, but close enough for some friendly casual interchanges between some of our household help and the soldiers who lived there, although my last Fräulein, the one I remember best and who stayed with us for the last six years in Vienna was above such fooleries. Twice, in my later life, I had occasion to return to this childhood flat. The second time, only a few years ago, the flat was empty, about to be redecorated. I bent out of the corner bay window and saw a magnificent view, following the Donaukanal, with the Kahlenberg and the Wienerwald still visible in the distance. (…) straight ahead from the same widow, one could see the Augartenbrücke leading from our first Bezirk (districe) across the Donaukanal to the second Bezirk, the Leopoldstadt.
pp 111 from Living in the shadow of the Freud family by
Near fragment in space

Im Januar vereinigten sich mehrere große Konsumentenorganisationen zu einer Massenversammlung in der Volkshalle des Rathauses unter der Devise: »Wir können nicht weiter!« Zehntausende von Menschen waren der Einladung gefolgt und trotz der außerordentlichen Kälte standen vor dem Rathaus ungeheure Menschenmassen, die in der Volkshalle nicht mehr Platz gefunden hatten.
Die Versammlung bot ein merkwürdiges Bild. Leo Strakosch, der sich ebenfalls eingefunden hatte, konstatierte, noch niemals so viele vollbärtige Männer gesehen und noch nie so viele Heilrufe gehört zu haben. Eine andere Staffage und man hätte an eine Tiroler Bauernversammlung zur Zeit des Andreas Hofer denken können. Auch Weiblichkeit war massenhaft vertreten, aber wahrhaftig nicht die lieblichste, die Wien aufzuweisen hat. Unter allgemeinem Heil-Gebrüll eröffnete der Apotheker Doktor Njedestjenski die Versammlung mit der Feststellung, daß es so nicht weitergehen könne. Er vermied es sorgfältig, die Notlage und Teuerung mit der Judenausweisung in Zusammenhang zu bringen, sondern gab sich höchst deutschnational und behauptete, nur die Tatsache, daß Oesterreich sich nicht an Deutschland anschließen könne, sei schuld an dem jammervollen Niedergang Wiens. Worauf ein Arbeiter unter schallender Heiterkeit dazwischen rief:
»Wir können uns ja gar nicht mehr anschließen, oder glauben Sie, daß die Deutschen auch solche Trotteln wie wir sind und ihre Juden hinausschmeißen werden?«
pp 101-102 from Die Stadt ohne Juden by
Die Versammlung bot ein merkwürdiges Bild. Leo Strakosch, der sich ebenfalls eingefunden hatte, konstatierte, noch niemals so viele vollbärtige Männer gesehen und noch nie so viele Heilrufe gehört zu haben. Eine andere Staffage und man hätte an eine Tiroler Bauernversammlung zur Zeit des Andreas Hofer denken können. Auch Weiblichkeit war massenhaft vertreten, aber wahrhaftig nicht die lieblichste, die Wien aufzuweisen hat. Unter allgemeinem Heil-Gebrüll eröffnete der Apotheker Doktor Njedestjenski die Versammlung mit der Feststellung, daß es so nicht weitergehen könne. Er vermied es sorgfältig, die Notlage und Teuerung mit der Judenausweisung in Zusammenhang zu bringen, sondern gab sich höchst deutschnational und behauptete, nur die Tatsache, daß Oesterreich sich nicht an Deutschland anschließen könne, sei schuld an dem jammervollen Niedergang Wiens. Worauf ein Arbeiter unter schallender Heiterkeit dazwischen rief:
»Wir können uns ja gar nicht mehr anschließen, oder glauben Sie, daß die Deutschen auch solche Trotteln wie wir sind und ihre Juden hinausschmeißen werden?«