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Tacheles - pp 71-72

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Nachdem die beiden mit der Ringline zur Oper gefahren waren, stiegen sie dort in die Linie 61 um, die über den Karlsplatz und an der Bärenmühle vorbei nach Margareten fuhr. … “Da ist die Kettenbrückengasse, da müssen wir raus”, hörte Bronstein Cerny sagen, und kaum hatten sie das Gefährt verlassen, deutete Cerny schon in die Richtung, die sie nun einschlagen mussten.
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Weiter gegen den Wald, der hier einmal stand, jenseits von Boboville, im Dunkel der Provinz, da lag unsere Schule. Es war keine normale Schule. Ganz im Gegenteil, es war eine ganz und gar unnormale, absonderliche, eine ganz und gar abscheuliche Schule. Die Private Volksschule des Vereins der Schulschwestern vom 3. Orden des hl. Franziskus für Knaben und Mädchen mit Öffentlichkeitsrecht. Sie war das Gegenteil vom Bonbongeschäft. Aber für die Genese Bobovilles, für die Aufklarung der Andreamaria waren die Vorgänge in ihrem Inneren gewiss mindestens so wichtig. Denn wo Licht ist, so lernten wir es im Religionsunterricht beim Herrn, den wir den Herrn Katechet nannten, ist immer auch der Schatten. Und es war viel Schatten im Gebäude
Leopoldsgasse 1a.
Auch dieses hatte seine Richtigkeit. Ein Gebäude wie das der Schulschwestern konnte nur die Hausnummer 1a tragen. Nichts anderes wäre denkbar gewesen als diese Zahl. Und um die Gelegenheit zu nutzen, diese Erstheit noch zu unterstreichen, fügte das Schulschwesternkommando auch noch den Buchstaben »a« an. Jedes Gebäude, das diese Straßennummer hätte unterschreiten wollen, hätte tief in die Untere Augartenstraße hinein bauen müssen und sich Leopoldsgasse römisch eins groß A nennen müssen. Leopoldsgasse 1A. Eventuell hätte ein solches Gebäude der Schulschwesternburg den Eminenzrang abgelaufen. Jenseits dieser Privatüberlegungen hatte die Hausnummer »1a« etwas zutiefst Schulisches. Klar, dass ich eine Klasse besuchte, deren Kennzahl ebenfalls »1a« war.
pp 18 from Boboville by Andrea Maria Dusl

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„Haben S´ ein Kinoprogramm da?“, erkundigte er sich beim Kellner. Dieser nickte kurz und reichte ihm wenig später die „Reichspost“ vom Tage. Bronstein fand die gesuchte Seite, und sein erster Blick fiel auf das Margaretner Bürgerkino, in dessen unmittelbarer Nähe er ein gutes Jahrzehnt gewohnt hatte. „Oberleutnant Franzl“ wurde dort gegeben, eine volkstümliche Posse mit der süßen Lucie Englisch und der eher hantigen Magda Schneider. Nein, von Uniformen hatte er genug! Außerdem war ihm dieses Lichtspiel ohnehin zu weit entfernt. Wenn, dann wollte er sich in unmittelbarer Nähe von bewegten Bildern berieseln lassen. Seine Augen wanderten die Seite aufwärts zum Programm in den Innenstadtkinos. Am Schottenring wurde immer noch „La Habanera“ gegeben. Eine Südseeschnulze mit vielen Palmen und seichten Melodien. Bronstein hatte den Film vor zwei Monaten gesehen, und damals war der Kontrast zu dem matschig-trüben Wetter in der Wienerstadt wohltuend gewesen. Doch ein zweites Mal verlangte es ihn nicht nach diesem Streifen, auch wenn die Kritik sich ungebrochen vor Begeisterung über die Leistung der Hauptdarstellerin Zarah Leander überschlug.
Blieb das Opern-Kino, keine hundert Meter vom „Smutny“ entfernt. Dort lief „Hoheit flirtet“, eine Produktion aus dem amerikanischen Hollywood.
pp 113-114 from Zores by Andreas Pittler