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Die Stadt ohne Juden - pp 79

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»Weißt, Alte, wir braucheten einfach ein paar jüdische Banken, das ist alles! Früher, als ich noch mein kleines Geschäft in der Stumpergassen gehabt habe, da bin ich alleweil, wenn ich im Ausland kaufen mußte, zum krummen Kohn von der Hermesbank gegangen, wo mein Konto war, und der hat gesagt: Herr Zwickerl, hat er gesagt, Sie müssen sich jetzt mit Mark eindecken, weil die Mark steigen wird; oder: die Krone wird fester kommen, hat er gesagt, kaufen Sie Kronen. Und immer ist es richtig so gewesen und ich hab' nicht nur an der Ware, sondern auch noch an der Valuta verdient! Aber jetzt – die Affen, die jetzt in der Bank beieinandersitzen, kennen sich selber net aus und i kenn' mi' auch net aus und alles geht kaput, sag' ich dir!«
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  Stumpergasse

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Das vierstöckige Haus mit den erbärmlichen Wohnungen trägt die Nummer 54, das kleine mit den vielen Höfen 56, und neben diesem liegt das Haus Nummer 58, das wieder einen anderen Typus repräsentiert. Es stammt aus den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, einer Zeit also, da noch recht solid gebaut wurde, die Zimmer groß, hoch, die Küchen geräumig, die Kachelöfen breit und behaglich waren. So dick und massiv waren damals die Mauern, daß diese Häuser die Entwicklung der Gasbeleuchtung nicht hatten mitmachen können, da es kaum möglich gewesen wäre, die Rohre einzuziehen. Erst kurz vor dem Krieg hatte der Hausherr, der einer alten Wiener Familie angehörte und ein wenig Herz für seine Parteien besaß, elektrisches Licht einführen lassen.
pp 25 from Die freudlose Gasse by Hugo Bettauer

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Ich fuhr nach Marthas Anruf sofort in das Krankenhaus »Zu den barmherzigen Schwestern«, von Vater stets »Die herzigen Schwestern« genannt. Dort hatte er einen Primararzt gekannt, Doktor Hubertus Huber-Canossa, der in der Glanzzeit meines Vaters ein Modearzt war, ein, wie man heute sagen würde: Anti-Aging-Spezialist, für alternde Prominente, der aber nach der Pensionierung meines Vaters aus der Mode gekommen und selbst alt geworden war. Vater hatte ihm vertraut. Jahrelang hatte er sich regelmäßig für einige Tage zu ihm begeben (»Ich leg mich zu den herzigen Schwestern!«), um sich vorsorglich durchchecken zu lassen.
pp 193 from Don Juan de la Mancha by Robert Menasse