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Die Stadt ohne Juden - pp 80-81

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Herr Zwickerl gehörte zu den vielen kleinen Geschäftsleuten, die durch das Antijudengesetz mächtig in die Höhe gekommen waren. Mit Hilfe der urchristlich gewordenen Länderbank hatte er, der kleine Dutzendkaufmann, das große Warenhaus in der Mariahilferstraße an sich bringen können, und das erste Halbjahr war alles eitel Wonne gewesen. Wenn Herr Zwickerl auf der Galerie des Kaufhauses stand und auf den Menschenschwarm hinabsah, kam er sich wie ein kleiner König vor und er berauschte sich ordentlich an dem Klingeln der Registrierkassen, dem Knistern der Seide und dem Stimmengewirr. Und allabendlich leerte er beim Nachtessen sein Weinglas auf das Wohl des Schwertfeger, und immer wieder sagte er zu seiner Frau, die jetzt nur mehr in Glacéhandschuhen kochte:
»Alte, da sieht man es am besten, wie uns die Juden ausgesaugt haben! Die Juden haben die großen Geschäfte gehabt und wir Christen konnten im finsteren Laden schuften und darben. Gottlob, daß das aufgehört hat!«
Aber schon die erste Semestralbilanz brachte dem Herrn Zwickerl arge Enttäuschung. Trotz der enormen Umsätze und des gefüllten Kaufhauses war von einem Gewinn keine Rede, immer wieder hatte man sich beim Einkauf im Ausland so oder so verspekuliert. Und mehr als einmal hatte Herr Zwickerl in sich hineingeseufzt: An ordentlichen Juden, wenn ich hätt', der was mich beraten tät'!
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  Mariahilfer Straße

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Der Redakteur des >>Wiener Herold<<, Otto Demel, ging in der Kanzlei des Rechtsanwaltes Doktor Heinrich Leid auf und ab, während dieser vor seinem Schreibtisch saß und düster vor sich hin stierte. Die weitläufigen Bureauräume befanden sich in einem Haus an der Ecke der Goldschmiedgasse und des Stephansplatzes, und wenn Demel beim Fenster stehen blieb, sah er den majestätischen Dom vor sich, den Graben mit seinem Menschen- und Wagengewimmel unter sich.
pp 38 from Die freudlose Gasse by Hugo Bettauer

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"Ich telefoniere, vor Platzangst schwitzend, aus einer Zelle vom Westbahnhof. Es darf mir hier nicht passieren, ich werde ja wahnsinnig, es darf mir nicht in einer Zelle passieren."
pp 169- from Malina by Ingeborg Bachmann