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Tacheles - pp 86
Die Krongasse war von seiner Wohnung keine zwei Kilometer entfernt, und doch kam es ihm vor, als hätte er sich auf eine Weltreise gewagt, denn der Abend schritt unerbittlich voran, während er immer noch durch die Magaretenstrae schwankte. Er fühlte sich so ausgelaugt, dass er am Karlsplatz automatisch das Café Museum ansteuerte, um dort bei einem großen Braunen neue Kraft zu schöpfen.
Near fragment in time
Ich schwinge mich also aufs Rad und trete in die Pedale, bis der Beton des Gehwegs als Steilküste in den Donaukanal kippt. Hier, an diesem Strandplazebo, gedenke ich ein Bier zu trinken. Die Freuden des Erwachsenendaseins. Der Türsteher am Tor zum Gastgarten des coolen Clubs will meine Tasche gar nicht erst durchsuchen, was ihm eine Weigerung meinerseits, mir eine darauf folgende Zutrittsverweigerung seinerseits und uns beiden einige Unannehmlichkeiten, wie z.B. vom Schreien heisere Stimmen, erspart. Mir außerdem Geld: Alles was am Donaukanal liegt, betrachte ich als Picknickzone, setze also auf Selbstversorgung. Ich platziere mich möglichst weit vom Türsteher entfernt auf einen der Holztische, ziehe die Bierflasche – deren Marke zur im Lokal ausgeschenkten passt – aus dem Rucksack und will mein Karma auf Reisen schicken, das aber selbstbestimmt auf meiner Schulter hocken bleibt. Neben mir am Tisch wird diskutiert. Eine Gruppe ziemlich euphorischer Frauen mit teilrasierten, wasserstoffgebeizten Haaren und in zu engen Hosen und zu weiten, ideologisch aufgeladenen T-Shirts bespricht den Zustand der Welt im Allgemeinen und den Zustand ihrer Band im Speziellen. Mein Karma unterhält sich köstlich. Ich trinke einen Schluck Bier. Es ist warm und schäumt über.
pp 43 from Freischnorcheln by
Near fragment in space
Rheinhardt betrat das Café Museum mit Bathild Babels Adressbuch in der Hand. Er fand das Ambiente des neuen Kaffeehauses nicht sonderlich einladend, es wirkte recht kühl, und die einfache Einrichtung hatte etwas Unfertiges. Kurz nach der Eröffnung des Café Museums hatte Rheinhardt Liebermann gefragt, was er davon halte. Der junge Arzt hatte beharrlich die Meinung vertreten, dass der Architekt Adolf Loos ein Genie sei. Begeistert hatte er sich über die Tugenden der klaren Linie und der Einfachheit ausgelassen. (S. 136)
pp 136 from Rendezvous mit dem Tod by