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Die Arbeit der Nacht - pp 135-136

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Obwohl ihm der Augarten nicht besonders gefiel, war er hier einige Male gesessen. Mit Marie, die er zum Kino unter Sternen begleiten mußte. Eine Veranstaltungsreihe, die an Sommerabenden unter freiem Himmel auf einer Großleinwand Filme zeigte, in denen er verstohlen gähnte und auf seinem Stuhl rutschte. Marie zuliebe ging er hin. Trank Bier oder Tee, aß am Multikultibuffet, ließ sich von Steckmücken quälen. Gestochen hatten sie ihn so gut wie nie, doch ihr Summen hatte ihn mehr als einmal aus der Fassung gebracht.
Hier im Café, hundert Meter vom Kino und dem nur während der Kinowochen aufgebauten Buffet entfernt, hatte er auf Marie gewartet. Hatte den Spatzen zugesehen, die sich frech auf den Tischen niederließen und nach Eßbarem pickten. Hatte Wespen verscheucht und den kläffenden Pudeln alter Frauen gehässige Blicke zugeworden.
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  Augarten

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Im Anschluss suchte er frisch gestriegelt das k. k. Hof-Naturalienkabinett auf. Nach zwei Weltkriegen und einer untergegangenen Monarchie war es zwar in Naturhistorisches Museum umbenannt worden, doch das Fehlen des Adelstitels tat der Bewunderund Johannes Gerlitzen keinen Abbruch. Kaum dass er den aufsgestopften Hund des Museumsgründers Franz Stephan von Lothringen an der majestätischen Eingangestreppe betrachtet hatte, war er froh, so früh aufgestanden zu sein. Er blieb, bis ihn der Saalwächter nach Hause schickte, und hatte dennoch das Gefühl, nicht lange genug dort gewesen zu sein. Endlich sah Johannes Gerlitzen all die anderen Würmer, die nicht in seinem Darm gewesen waren und von denen er nur gelesen hatte: Bandwürmer, Fadenwürmer, Saugwürmer der Lunge, Saugwürmer der Leber, Schweinelungen gespickt mit Finnen und unzählige mehr. Es gab sogar Mikroskope, an die sich der Beuscher unter den Argusaugen des Saalwächters setzen konnte, um die Körper von Würmern vergrößtert zu bestaunen. Wie fein die Glieder waren! Wie stark ausgeprägt die Fangzähne! Johannes lief es kalt den Rücken herunter bei dem Gedanken, dass sich solche Zähne einst in der Innenwand seines Dünndarms verkeilt hatten. Die meiste Zeit verbrachte er im Saal der wirbellosen Weichtiere, aber er spazierte auch durch die anderen Säle des Obergeschosses. Die Steine und Mineralien im Parterre sparte er aus - inmitten der Vielfalt der Welt hatte er das Gefühl, in St. Peter sein Leben lang genug Steine gesehen zu haben. Manchmal bekam er Atemnot und musste sich setzen. All die Eindrücke überwältigten ihn, und er war überfordert von der Frage, wie er den Rest der Welt bisher hatte ignorieren können. Wie war es möglich, auf diesem gewaltigen Erdball zu leben, und nichts anderes zu kennen als den Ort, in dem man geboren und aufgewachsen war? Johannes Gerlitzen setzte sich auf einen Schemel und atmete tief ein. Im Naturhistorischen Museum roch es intensiv nach Alaun, Aluminiumgerbstoff und Borsäure. Die Saalwächter mussten aus diesem Grund nach einem Arbeitstag zwanzig Minuten mit sehr viel Seife duschen, doch für Johannes Gerlitzen war dies der Duft der Freiheit.
pp 38-39 from Blasmusikpop by Vea Kaiser

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Nachdem Schäfer sich von Isabelle verabschiedet hatte und wieder im Wagen saß, rief er Bergmann an.
"Mein lieber Kollege … Nur, wenn sie nicht verhindert sind … Ja, es geht um Mladic, der hat bei Kamp angerufen und herumgesponnen, dass ihn jemand umbringen will, und wenn wir ihn beschützen, verrät er uns irgendwas … Ja, könnte ich schon, aber … Nein, ich habe meine Waffe nicht mit und außerdem … Danke, Bergmann, soll ich Sie abholen? … Obere Augartenstraße zweiunddreißig … Na gut, bis gleich."
Und wo war jetzt das verdammte Parkticket? Fluchend hob er sein Gesäß, um in die Hosentasche greifen zu können. Verdammt, ich krame schon herum wie Columbo murrte er und sah das Ticket in der Ablage oberhalb des Radios liegen.
pp 147-148 from Der bessere Mensch by Georg Haderer