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Die Arbeit der Nacht - pp 81-

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Im Nannini machte er sich einen Espresso. Mit der Tasse setzte er sich an einen der Tische vor der Tür. Rechts von ihm lag das zweistöckige Elektrogeschäft. Links sah er die Übergänge zu weiteren Einkauszeilen. Direkt vor ihm führte die Rolltreppe nach unten, und dahinter ragte der Turm auf. [...] Mit Marie hatte er oft an einem dieser Tische gesessen. Obwohl die Läden der Millennium-City nicht die vornehmste Kundschaft anzogen, hatten sie hier gern eingekauft.
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»Wer ist da?!«
Anna drehte sich so abrupt um, dass sie über ein paar leere Weinflaschen stolperte, und schrie auf. Nun war kein Ton mehr zu hören, und Anna steuerte langsam auf den vorderen Teil des Kellers zu. Wie peinlich, wie schrecklich peinlich, dachte sie und überlegte fieberhaft eine gute Ausrede. Neben dem Tisch stand eine schmale, blonde Frau und starrte Anna angsterfüllt entgegen. Ihre Hände umklammerten einen alten Reisigbesen, der im Ernstfall als Waffe wohl in tausend Stücke zersplittert wäre. »Nicht erschrecken! Ich bin von der Polizei.« »Was tun Sie hier in unserem Keller? Sie dürfen doch nicht einfach so hier rein!« Die Stimme der Frau klang verunsichert, sie ließ den Besen sinken und war sichtlich erleichtert, einer Frau gegenüberzustehen. »Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich bin hier vorbeigekommen, und die Tür stand offen. Ich hab ein Geräusch gehört, und da wollt ich nachschauen.« »Sie lügen doch! Sie sind überhaupt nicht von der Polizei. Sie sind einfach nur neugierig und sind hier eingedrungen!« Ihre Stimme wurde schrill, und sie schien den Tränen nahe. »Ich bin wirklich von der Polizei, glauben Sie mir. Ich hab nur meine Dienstmarke nicht dabei, weil ich im Wochenende bin. Entschuldigen Sie, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Anna Habel, ich hab da unten an der Austraße ein kleines Häuschen.«
»Uschi Mader.« Sämtliche Energie schien nun aus der schmalen Person entwichen zu sein. Sie sank kraftlos auf einen der Stühle und vergrub das Gesicht in den Händen. Anna zog den zweiten Stuhl näher und setzte sich ihr gegenüber. »Sind Sie die Frau vom Bachmüller?« »Freundin. Heiraten wollt er ja nie. Und jetzt steh ich da. Mit nichts!« »Das tut mir leid, aber vielleicht ist ja alles geregelt. Wie lange waren Sie denn schon zusammen?« »Fünf Jahre.« »Vielleicht hat er Sie ja in seinem Testament bedacht.« »Ha, da sieht man, Sie kannten ihn nicht. Der Freddy hätte nie ein Testament gemacht. Der hat doch immer getan, als wär er zwanzig.« »Woran ist er denn gestorben?« »Ich weiß es nicht. Er lag da. Hat sich nicht mehr gerührt. Der Nachbar von nebenan hat ihn gefunden. Ich weiß gar nicht, was der hier drin gewollt hat, die waren doch seit Monaten zerstritten.« »Warum denn?« »Männer halt. Es ging um irgendwelche Grundstücksgrenzen. Der Freddy wollte einen Weinberg vom Sieberer kaufen, doch der wollte nicht verkaufen, obwohl der da seit Jahren nichts anbaut.« »Hatte Ihr Freund denn irgendwelche Beschwerden?« »Für seine 53 Jahre war der fit wie ein Turnschuh. Lief jeden Tag fünf Kilometer, trank nichts, aß nur Bio.« »Wie kann man als Weinbauer nichts trinken?« »Da schaun Sie, was? Er hat sich immer lustig gemacht über die ganzen Saufköpfe, wie er sie genannt hat, hier im Dorf. Nein, er hat immer nur genippt.« »Wissen Sie denn, in welches Spital sie ihn gebracht haben?« »Ja, erst nach Korneuburg. Aber dann brauchten sie eine Herzintensivstation und haben ihn ins Wilhelminenspital gebracht. Aber die haben auch nichts mehr tun können. Als ich hingekommen bin, war er schon tot.« Uschi Mader tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen. »Kommen Sie. Soll ich Sie nach Hause bringen? Haben Sie denn jemanden, der sich um Sie kümmert?«
pp 17-20 from Bis zur Neige - Ein Fall für Berlin und Wien by Petra Hartlieb, Claus-Ulrich Bielefeld

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Im Nannini machte er sich einen Espresso. Mit der Tasse setzte er sich an einen der Tische vor der Tür. Rechts von ihm lag das zweistöckige Elektrogeschäft. Links sah er die Übergänge zu weiteren Einkauszeilen. Direkt vor ihm führte die Rolltreppe nach unten, und dahinter ragte der Turm auf. [...] Mit Marie hatte er oft an einem dieser Tische gesessen. Obwohl die Läden der Millennium-City nicht die vornehmste Kundschaft anzogen, hatten sie hier gern eingekauft.
pp 81- from Die Arbeit der Nacht by Thomas Glavinic