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Widerhall des Herzens. Ein Peter Altenberg-Buch - pp 227-228

Als ich in Wien ankam, fühlte ich mich zu ermüdet, um sogleich ins Sanatorium zu fahren. Ich nahm einen Einspänner und fuhr ins Café Central. Ich hatte das Gefühl, daß der Zahlkellner Jean über alles viel besser informiert sein würde als jeder Arzt. Ich hatte mich nicht getäuscht. Rührend war die Freude dieses einfachen Menschen, als er mich erblickte. Er brachte mir sofort ein vollkommenes 'Wiener Frühstück' und erzählte mir alles über Peter. Dieses Mal schien es wirklich schlimmer denn je um ihn zu stehen. Er war mehrere Tage nicht aufgestanden und nicht im Central erschienen. Schließlich besuchte Karl Kraus ihn.(...) Dann rief ich Karl Kraus an, den zweiten Zuverlässigen. Auch an ihm habe ich niemals eine Enttäuschung erlebt. Er war ein Mensch, der Peter wirklich verstand und ihn liebte. Er wußte ihn nach seiner literarischen Bedeutung zu würdigen, vor allem aber war er ein selbstloser Freund. Ich traf ihn am Nachmittag im Café Imperial, wo wir nicht so beobachtet waren wie im Central. Als ich seinen freundlichen, warmen Blick auf mir ruhen fühlte, wurde mir leichter ums Herz.
Near fragment in time

Als Xandl drei Jahre alt war, lernte Mizzi Schinagl auf einer Bank im Schönbornpark, durch Zufall sozusagen, eine geschwätzige und gefällige Frau kennen, die ihr sagte, es gäbe da ein Haus auf der Wieden, da wäre man gut aufgehoben – und noble Menschen verkehrten dort – und was wäre schon eine Pfaidlerei – und was wäre das überhaupt schon für ein Leben so, mit einem Kind und unverheiratet und mit einer Pfaidlerei.
pp from Die Geschichte von der 1002. Nacht by
Near fragment in space

Im Kaffee Imperial saß der Rechtsanwalt Dr. Haberfeld und schob die Zeitungen, die ihm der alte Zahlmarkör Josef gebracht hatte, unwirsch beiseite.
»Sie, Josef, leer ist es jetzt bei euch, daß man neben dem Ofen friert! Früher hat man mühsam sein Platzerl ergattern können und jetzt, jetzt könnt' man bei euch das Traberderby abhalten, weil eh' kein Mensch im Weg steht!«
Josef strich die ergrauten Bartkoteletten, machte tieftraurige Augen, wischte mit der Serviette über den Tisch und sagte sorgenvoll:
»Es geht eh' ein Ringkaffee nach dem andern ein, ich glaub', lang' wer'n mir's auch net mehr machen. Wissen S', Herr Doktor, was die Herren Israeliten – pardon, die Juden, waren, die sind halt alle gern in die feinen Lokale gegangen, wo was los ist und man was sieht. Aber die christlichen Herrschaften, die geh'n ins Vorstadtkaffeehaus und spielen ihr Tarock oder machen eine Billardpartie und gehen sonst lieber zum Heurigen oder ins Wirtshaus. 's ist halt eine andere Zeit jetzt!«
»Das merkt ein Blinder, der taubstumm ist«, brummte der Anwalt. »Sie, Josef, wir zwei kennen einander ja schon lange genug und brauchen uns keine Komödie vorzuspielen. Mir g'fallt halt die ganze G'schicht net! Wien versumpert ohne Juden!«
pp 60 from Die Stadt ohne Juden by
»Sie, Josef, leer ist es jetzt bei euch, daß man neben dem Ofen friert! Früher hat man mühsam sein Platzerl ergattern können und jetzt, jetzt könnt' man bei euch das Traberderby abhalten, weil eh' kein Mensch im Weg steht!«
Josef strich die ergrauten Bartkoteletten, machte tieftraurige Augen, wischte mit der Serviette über den Tisch und sagte sorgenvoll:
»Es geht eh' ein Ringkaffee nach dem andern ein, ich glaub', lang' wer'n mir's auch net mehr machen. Wissen S', Herr Doktor, was die Herren Israeliten – pardon, die Juden, waren, die sind halt alle gern in die feinen Lokale gegangen, wo was los ist und man was sieht. Aber die christlichen Herrschaften, die geh'n ins Vorstadtkaffeehaus und spielen ihr Tarock oder machen eine Billardpartie und gehen sonst lieber zum Heurigen oder ins Wirtshaus. 's ist halt eine andere Zeit jetzt!«
»Das merkt ein Blinder, der taubstumm ist«, brummte der Anwalt. »Sie, Josef, wir zwei kennen einander ja schon lange genug und brauchen uns keine Komödie vorzuspielen. Mir g'fallt halt die ganze G'schicht net! Wien versumpert ohne Juden!«