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Selbstbiographie - pp 139-140
Eines Tages als ich im Vorübergehen mich am Ende des Stephansplatzes, daher noch in ziemlicher Entfernung befand, erblickte ich an einem Fenster des mir wichtigen Hauses und dritten Stockwerks etwas Weißes, das ebenso gut ein Mann als eine Frau oder wohl gar ein Stück aufgehängte Wäsche sein konnte. Im nächsten Augenblicke aber sah ich die Züge der Frau mit einer solchen Porträtähnlichkeit, daß ich sie unmittelbar auf Elfenbein oder Leinwand hätte bringen können. Das hat in mir die Vermutung hervorgebracht, daß meine Kurzsichtigkeit nicht von einer Beschaffenheit der Linse, sondern von einer Schwäche des Augennervs herrühre, die sich durch Aufregung und Zuströmen des Blutes für Momente verliert. Diese Schwäche meines Auges, dem schwache Gläser nicht helfen und das scharfe nicht verträgt, hat beigetragen mich vom Besuche des Theaters immer mehr und mehr, und endlich ganz zu entwöhnen. Seit mehr als zehn Jahren besuche ich keines mehr.
Near fragment in time
Dies sind eure Absinth-Räusche des Lebens, Mädchen aus dem Volke! Alles wird zuunterst zuoberst gekehrt, gestürzt! Und beim Tal-abwärts kreischt ihr vor Angst und Erregung! Hier vergeßt ihr, daß der Zins vor der Türe ist und daß man in jedem Augenblicke schwanger werden und verlassen werden könnte! Hier erlebt ihr eure Meerfahrt-Emotionen, Seekrankheit für 10 Kreuzer!
Und nachher in die Wiesen, in die dunklen weiten Wiesen!
Pfeife, Schurl, wenn Polizei kommt!
pp 57 from Große Prater-Schaukel. In: Sonnenuntergang im Prater by
Und nachher in die Wiesen, in die dunklen weiten Wiesen!
Pfeife, Schurl, wenn Polizei kommt!
Near fragment in space
Als sie einmal mit ihren Zöglingen durch die innere Stadt ging, trat sie mit ihnen halb zufällig, halb absichtlich in die Stefanskirche. Seit jenem Sommertag, an dem ihr die Kunde vom Tod ihres Vaters geworden war, hatte sie kein Gotteshaus betreten. Sie standen vor einem Seitenaltar fast im Dunkel. Das jüngere Mädchen, das zu Frömmigkeit neigte, ließ sich auf die Knie nieder und schien zu beten. Das ältere ließ ihre Blicke gleichgültig und etwas gelangweilt umherschweifen. Therese fühlte ihr Herz in wachsendem Vertrauen der eigenen Zukunft entgegenschwellen.
pp 131 from Therese. Chronik eines Frauenlebens by
