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Der Kopf meines Vaters: Wien von der NS-Zeit bis zur Gegenwart - Eine Zeitzeugin erzählt - pp 42-43

Und sie haben dich nichts gefragt?
Nichts, gar nichts. Wahrscheinlich war ich ihnen zu klein. Wenn ich dreizehn, vierzehn Jahre gewesen wäre, hätte sich mich wahrscheinlich schon etwas gefragt.
Die Gestapo-Männder waren Wiener. Auch viele Deutsche waren da, aber das waren Wiener. Wie halt eine Hausdurchsuchung vor sich geht, haben sie alle Sachen herausgeschmissen, aber sie waren nicht auffallend brutal. Sie haben ihn einfach genommen und sind gegangen
Sie haben also auch nicht zugeschlagen?
Nein. Das ist dann erst am Morzinplatz gekommen. Nach der Verhaftung haben wir ja nicht gewusst wo er ist. Kein Lebenszeichen, nichts. Meine Mutter ist immer wieder auf die Gestapo am Morzinplatz gegangen: keine Auskunft. Als sie wieder einmal bei der Gestapo war, wurde ein Häftling aus einem Verhörzimmer geschleift – ohnmächtig und blutverströmt. Ob es ein Bekannter war, hat sie nicht gewusst, so entstellt war er.
Nichts, gar nichts. Wahrscheinlich war ich ihnen zu klein. Wenn ich dreizehn, vierzehn Jahre gewesen wäre, hätte sich mich wahrscheinlich schon etwas gefragt.
Die Gestapo-Männder waren Wiener. Auch viele Deutsche waren da, aber das waren Wiener. Wie halt eine Hausdurchsuchung vor sich geht, haben sie alle Sachen herausgeschmissen, aber sie waren nicht auffallend brutal. Sie haben ihn einfach genommen und sind gegangen
Sie haben also auch nicht zugeschlagen?
Nein. Das ist dann erst am Morzinplatz gekommen. Nach der Verhaftung haben wir ja nicht gewusst wo er ist. Kein Lebenszeichen, nichts. Meine Mutter ist immer wieder auf die Gestapo am Morzinplatz gegangen: keine Auskunft. Als sie wieder einmal bei der Gestapo war, wurde ein Häftling aus einem Verhörzimmer geschleift – ohnmächtig und blutverströmt. Ob es ein Bekannter war, hat sie nicht gewusst, so entstellt war er.
Near fragment in time

Am Südbahnhof holte ihr Freund sie ab, den sie schon kurz nach der Matura für ein selbstmörderisches halbes Jahr mit dem vierzigjährigen Arzt verlassen würde, erste Erfahrungen mit Kokain und Impotenz inklusive. die Jahre, die folgten, waren viel dunkler gewesen als das so verheißungsvoll glitzernde Ende der Schulzeit. Sie nahm sich vor, bei ihren eigenen Kindern großzügig zu sein, wenn sie in diesem unübersichtlichen Alter um die Zwanzig straucheln sollten.
Sie legte die Wange an den fast haarlosen Babykopf.
Sie war aus dem Zug gestiegen, den Rucksack, der unverändert muffig roch, geschultert, und da war ihr erster Freund gestanden, mit seinem ironischen Lächeln, er war so ein lieber Kerl. Er hatte einen unsäglichen hellgrauen Filzjanker getragen, das wusste sie noch genau. Filz wurde aber erst zwanzig Jahre später modern.
pp 59-60 from Lässliche Todsünden by
Sie legte die Wange an den fast haarlosen Babykopf.
Sie war aus dem Zug gestiegen, den Rucksack, der unverändert muffig roch, geschultert, und da war ihr erster Freund gestanden, mit seinem ironischen Lächeln, er war so ein lieber Kerl. Er hatte einen unsäglichen hellgrauen Filzjanker getragen, das wusste sie noch genau. Filz wurde aber erst zwanzig Jahre später modern.
Near fragment in space

Czerninplatz. Früher Morgen. Kleine Grünanlage mit Plantagen. Hinter dem Stamm eine kleine Öffnung, ein toter Briefkasten. Edith Gold kommt herbeigestöckelt, ein bisschen auf leichtes Mädchen. Sie hat sich bei ihrem Begleiter untergehakt.
pp 81 from Dunkelstein by