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Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés - pp 150-151
Es war ein seltsam gemischtes Völklein, das sich hier zusammengefunden hatte. Viele stammten aus gutbürgerlichen Familien, die durch Krieg und Inflation verarmt waren, es gab auch solche, die bloß emanzipiert leben wollten oder wirklichkeitsfremde politische Programme ausheckten. Die meisten hielten sich tagsüber im "Herrehof" auf, wo sie Anschluß an Gleichgesinnte oder zumindest ähnlich Denkende suchten. So lernten die beiden "Gong"-Erfinder einander kennen. Die Existenz des "Gong" begann mit einem Faschingsfest. Ein begütertes Ehepaar, Robert und Anna Lang, Besitzer einer Metallwarenfabrik, wollten ihrem privaten Karneval eine besondere Note geben und die Gäste mit einem Puppenspiel überraschen. Raphael Pollack und E.K.Maenner erhielten den Auftrag. Sie animierten Freunde zu unbezahlter Mitarbeit, richteten im Tiefparterre des Café Herrenhof eine Werkstätte ein, bastelten Bühne, Puppen und Apparaturen und brachten die höchst erfolgreich improvisierte Premiere einer Kasperliade des Grafen Pocci zustande. Der Erfolg war so groß, daß sich die Amateure bald darauf in zünftige Puppenspieler verwandelten. Die Gäste applaudierten begeistert, die Kritik war äußerst wohlwollend.
Near fragment in time
Erst nach dem Ende de Telefonats kam mir die ganze Tragweite des Telefonats zu Bewußtsein, ich war auf einmal nicht mehr neugierig, ich war traurig, Ich war tatsächlich traurig und ich war in dieser Traurigkeit in die Stadt gelaufen, auf den Graben, auf die Kärntnerstraßem auf den Kohlmarkt, in die Spiegelgasse in das Bräunerhof, wo ich, meiner jahrelangen Gewohnheit gehorchend, den Corriere, Le Monde und die Zürcher Zeitung, sowie die Frankfurter durchgeschaut habe, um dann, von diesen schamlosen Blättern angewidert, wieder auf den Graben zu gehen, um mir eine Krawatte zu kaufen, habe ich die Eheleute Auersberg getroffen, die mir ihrerseits den Selbstmord der Joana mitgeteilt hatten.
pp 104 from Holzfällen by
Near fragment in space
Herr Hnatek, König aller Kellner, war ein solcher Meister der würdigen Pose, daß er, hätte er es gewollt, als jenes dekorativste aller Wesen, ein großer deutscher Dichter, hätte auftreten können. In der Tat wurde Thomas Mann, als er einmal in Wien eine Vorlesung hielt, von den Besuchern des Café Herrenhof mit Herrn Hnatek und zu dessen Gunsten verglichen.
pp 72-73 from Rückkehr nach Wien by