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Herrn Kukas Empfehlungen - pp 74

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Vor dem Stephansdom gab es eine Menge Touristen, die sehr an dem Bauwerk interessiert waren. Ich war der einzige, der sich nicht soviel daraus machte. Als ich hineinging, war ich zwar von der ganzen heiligen Inneneinrichtung beeindruckt, aber im Grunde fühlte ich mich wie ein Arbeiter, der an seine Drehbank zurückkehrt. Als ehemaliger Ministrant erwachte in mir auch diese Abneigung gegenüber ehemaligen Arbeitsplätzen.
Unterwegs zum Altar, wo es mich instinktiv hinzog, betrachtete ich lediglich ein bißchen die Tafeln an den Mauern, die man zu Ehren berühmter Männer angebracht hatte. Diese Tafeln waren nichts Neues, aber es ist immer wieder erstaunlich, wie viele berühmte Leute auf der Welt schon gestorben sind, ohne daß man je einmal ein Wort von ihnen gehört hat.
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  Stephansdom

Near fragment in time

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Unsicher kämpften sich einige wenige Passanten an den blassen Häuserfronten des Rennwegs entlang, jäh vor Schreck zusammenfahrend, wenn der lautlose Schatten eines Fiakers wie auf wattieten Rädern durch das wirbelnde Flockenmeer an ihnen vorüberglitt.
Als mein Kutscher endlich in die Salesianergasse einbog, zögerten die Pferde, fast wie vor Scham, die makellos weiße Schneedecke, die da schemenhaft vor ihnen lag, als erste zu entweihen. Es war, als habe jedes Leben hier für einige Zeit stillgestanden.
pp 8 from Der Walzer der gefallenen Engel by C.S. Mahrendorff

Near fragment in space

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Als sie einmal mit ihren Zöglingen durch die innere Stadt ging, trat sie mit ihnen halb zufällig, halb absichtlich in die Stefanskirche. Seit jenem Sommertag, an dem ihr die Kunde vom Tod ihres Vaters geworden war, hatte sie kein Gotteshaus betreten. Sie standen vor einem Seitenaltar fast im Dunkel. Das jüngere Mädchen, das zu Frömmigkeit neigte, ließ sich auf die Knie nieder und schien zu beten. Das ältere ließ ihre Blicke gleichgültig und etwas gelangweilt umherschweifen. Therese fühlte ihr Herz in wachsendem Vertrauen der eigenen Zukunft entgegenschwellen.
pp 131 from Therese. Chronik eines Frauenlebens by Arthur - Schnitzler