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Das Vaterspiel - pp 338
Als ich einmal in der Früh nicht mehr wusste, was ich am Vortag getan hatte, beschloss ich, mit dem Haschischrau-chen aufzuhören. Aber als ich dann am nächsten Abend be-trunken durch die Wohnung torkelte, dachte ich mir, so ein dumpfer Alkoholrausch ist mit den klaren Gefühlen eines Haschischrausches überhaupt nicht vergleichbar. Ich lebte in einer kleinen Mietwohnung in der Kettenbrückengasse. Sie war im letzten Stock des Hinterhauses gelegen. Von der Küche aus hatte ich einen kleinen eiserenen Balkon. Er reichte gerade, um ein Tischchen und einen Sessel hinaus-zustellen. Wenn es warm war, saß ich dort am Abend und rauchte meinen Joint. Vor mir waren nur die Wipfel von zwei Kastanienbäumen und die Toilettenfenster des Vor-derhauses. Wenn im Fernseher ein Fußballmatch übertra-gen wurde, konnte ich an den Toilettenfenstern erkennen, wann die Pause war. Es störte mich nicht, dass keines mei-ner Fenster auf die Straße hinausging. Manchmal schaute ich mir die Fernsehnachrichten an. Es gab neue Kriege, es gab neue Länder und es gab überall Flüchtlinge, die von einem Land ins andere weitergeschoben wurden. Ich dach-te mir, wenn Wien besetzt wird und in den Straßen Panzer patrouillieren, ich würde es in meinem Hinterhaus nicht einmal bemerken. Ich verließ die Wohnung nur, um einzu-kaufen oder wenn mich jemand anrief, weil er ein Compu-terproblem hatte.
Near fragment in time
Simon Wiesenthal’s office when I first met him in 1974 was on the Rudolfsplatz an undistinguished inner-city square surrounding an unappetizing playground which never seemed to hae an children in it. Rudolfsplatz Number 7 was a drab postwar apartment house in which Wiensthal had maintained an office for a decade.
pp 1895 from Nazi Hunter: The Wiesenthal File by
Near fragment in space
"Gleich halb vier", rief ich der Wie-spät-ist-es-Frau zu, die wie immer auf dem Fensterbrett im ersten Stock lehnte, im Nachthemd, das Haar wild zerzaust. Sie fragte jeden Passanten nach der Uhrzeit. Seit zehn Jahren wohnte ich inzwischen in der Kettenbrückengasse und hatte in dieser Zeit ungefähr tausend verscheidene Uhrzeiten vernommen. Wenn ich das Haustor aufsperrte, wenn ich mein Auto aufschloss, wenn ich einparkte, wenn ich ausparkte, wenn ich mich vor'm Haus unterhielt, wenn ich einkaufen ging und vom Einkaufen zurückkehrte - immer lehnte sie sich aus dem offenen Fenster und fragte: "Wie spät ist es?" Weil ich höflich war und immer noch Gast in diesem Land, antwortete ich ihr seit zehn Jahren jedes Mal, wenn sie mich fragte, auch wenn ich wusste, dass sie wenige Sekunden nachdem ich ihr die Uhrzeit gesagt hatte, den Nächsten fragen würde, der unter ihr die Straße entlangkam. Wenn ich undeutlich redete, zu beiläufig, genervt oder zu leise, setzte sie sofort mit einem schrillen "Wie bitte?" nach. Daher bemühte ich mich bald, stets laut und klar mit ihr zu sprechen.
pp 112 from 6 Österreicher unter den ersten 5 by
