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Bis zur Neige - Ein Fall für Berlin und Wien - pp 466

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In dem Augenblick, in dem der Hotelangestellte sich ihnen wieder zuwandte, begann Annas Handy zu klingeln. Auf dem Display: Hromadas Handynummer. Sie stellte sich ein wenig abseits, machte Thomas ein Zeichen und nahm den Anruf entgegen. »Frau Habel!« Hromada brüllte ihr ins Ohr. »Frau Habel! Es ist etwas Schreckliches passiert! Es gibt schon wieder einen Toten!« »Herr Hofrat. Ich hab Urlaub, haben Sie schon vergessen? Rufen Sie doch Kolonja an, oder Ihren tüchtigen Herrn Müller.« »Der ist schon da. Sparen Sie sich Ihren Zynismus und kommen Sie sofort hierher!« »Sagen Sie mir, wo ›hier‹ ist, dann kann ich kommen.« »Kärntner Straße. Mitten auf der Kärntner Straße. Kommen Sie schnell, nehmen Sie sich ein Taxi!« Anna hörte im Hintergrund die Polizeisirene und aufgeregte Stimmen und warf das Handy in die Handtasche. Sie lief am verdutzten Thomas Bernhardt vorbei und rief dem Hotelportier zu: »Vergessen Sie das mit dem Zimmer, rufen Sie uns lieber ein Taxi!«
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  Kärntnerstraße

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Leo Zelman beschrieb das Verhalten der österreichischen Bevölkerung gegenüber ihm als Juden pragmatisch anhand zweier Sequenzen: einer Begegnung mit dem Onkel einer Bekannten, in deren Haus er zum Essen eingeladen war.
„ […] hab ich kennen gelernt eine richtige = [lacht] Lotte, hat sie geheißen. Mädchen, dass ich mich dran erinnere. Und ihre Mutter ist zu mal gekommen und hat gesagt, Ich hab von Ihnen gehört, kommen Sie doch mal zu Weihnachten. Nach Hause zu uns in die Herrengasse. Und ich hab schon damals gewohnt am Schotten=, nicht am Schottenring, sondern am Rudolfsplatz Und ich bin dort hingekommen, natürlich auch ein Care-Paket mitgenommen, und dort konnte= der hat nicht mehr gelebt, er ist gefallen, und der Onkel ist gekommen. Und der Onkel hat schon getrunken war eines= das hat mich damals so angeekelt, seit damals trink ich keinen Wein. Und dreht sich um „Von wo bist du?“, sag ich „Ich bin von Lodz“. Wahrscheinlich hat er geglaubt, dass ich ein Volksdeutscher bin, ich hab schon ein bisschen deutsch gesprochen. Sagt er [laut am Anfang], „Na, in Lodz haben‘s wir den Juden dort gezeigt!“[laut Ende] Ich bin so blass geworden, so erschocken worden, es war ein kalter Winder, von der Herrengasse bis am Rudolfsplatz gelaufen ohne Mantel, ist mir nachgelaufen, äh, die - Lotte ist mir nachgelaufen mit dem Mantel ich bin, äh, ohne Mantel weggerannt aber ganz 0 äh […?] ich war ganz nervenschwach, hab nicht schlafen können.
pp 122 from Rückkehr in die Außenwelt: Öffentliche Anerkennung und Selbstbilder von KZ-Überlebenden in Österreich by Melanie Dejnega

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Auf dem Graben winkte er einem Fiaker. Beim "Stock im Eisen" wandt' er sich um, sah den hohen Dom im Gewimmel stehen und blickte dann nach vorwärts die Kärntnerstraße entlang gegen die Oper zu.
pp 73 from Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre by Heimito von Doderer