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Chucks - pp 12-13

Ich erinnere mich an jedes Detail des Tages, an dem ich am Schottenring in die Straßenbahnlinie 2 einstieg, um mich das erste Mal mit Tamara am Karlsplatz zu treffen. Ich weiß noch, der Himmel war eine weite hellgraue Fläche, die trotzdem blendete. Die Straßenbahn, in der ich auf einem Einzelplatz saß, war alt, ich konnte die Rillen im Holzboden durch die dünn gewordenen Sohlen meiner Chucks spüren. Ich drückte die Nase an die Scheibe, Mütter verbieten da ihren Kleinkindern immer. Was ich sah, erinnerte mich an überbelichtete Bilder in vergilbten Reiseführern: die alte Börse, die Votivkirche, die Universität. Das Burgtheater, das Rathaus, das Parlament. Der Volksgarten, das Naturhistorische und das Kunsthistorische Museum, der Heldenplatz. Die Hofburg, der Burggarten, die Staatsoper. Diese Straßenbahnfahrt war eine lange, bescheuerte Sightseeingtour durch dieses Wien, das mit seinem an dieser Stra0e konzentrierten Prunk anzugeben schien. Genau das jedoch hatte einen herben Beigeschmack, jemand meinte mal, die Stadt sehe so traurig aus: all diese imperialen Gebäude und kein Imperium, um es zu regieren. Und genauso empfand ich es auch.
Near fragment in time

Anna kam am 3. Dezember 1909 in Wien zur Welt und war die zweite der vier Töchter des Glasmalermeisters Franz Goetzer. Sie wuchs in der Schulgasse im Bezirk Währing auf. Dort besaß eines der mehrstöckigen Vorstadthäuser eine mächtige Durchfahrt zum weitläufigen Hinterhof, und an dessen Ende lag das Gebäude, in dem sich die Wohnung der Familie und die Werkstatt des Vaters befand. Die Wohnräume lagen ebenerdig, und der unter ihnen befindliche Keller beherbergte die Glasmalerei. Diese führte auf der Rückseite des Hauses zum tiefer gelegenen Garten hinaus. Man musste an Kaninchenställen vorbei, eine Art Korridor überwinden, oder man wand sich zwischen buntem Glas, Arbeitstischen, am murrenden Vater und seinen freundlich grüßenden Gehilfen vorbei durch die gesamte Werkstatt, um diesen Garten zu erreichen. Kaum hatte man ihn betreten, tat sich sofort sein Wunder auf. Er hatte sich im Andrängen der allmählich immer städtischer werdenden Bauvorhaben, zwischen Hausmauern, Hinterhöfen und Abladeplätzen, unerschütterlich sein verträumtes, ländliches Aussehen bewahrt. Da gab es Kieswegezwischen üppigen Blumenrabatten und Rasenflächen, Kastanienbäume überwölbten ihn von allen Seiten, einen Hügel zum Hof hin bedeckten hochwuchernde Himbeersträucher mit schmalen Pfaden dazwischen, und sogar ein „Salettl“, wie man das weißlackierte Gartenhäuschen nannte, krönte unter Fliedersträuchern und Laubschatten seine Idylle.
pp 5 from Im Schatten der Zeit by
Near fragment in space

Wir müssen schleunigst auf den Minoritenplatz zurück, denn länger können wir den Schritt unmöglich verzögern, mit dem der Legationsrat das alte Palais betritt, in dem die Arbeit eines heißen Tages auf ihn wartet.
pp 31 from Die große Hitze, oder die Errettung Österreichs durch den Legationsrat Dr. Tuzzi by