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Die freudlose Gasse - pp 40

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>>Aber nun, Herr Doktor, muß ich Sie um etwas bitten. Während wir das Absteigequartier der Frau Merkel zehnmal von oben bis unten durchsucht haben, ohne die geringste Spur zu finden, ist es dem Herrn Hofrat Schmitz bisher noch nicht eingefallen, in Ihrer Wohnung, die seit dem Ereignis versperrt ist, Haussuchung vorzunehmen. Ich halte das aber für sehr wichtig. Es ist leicht möglich, daß wir unter den Papieren der Verstorbenen irgendwelche Visitenkarten, Aufzeichnungen, Briefe oder dergleichen finden, aus denen hervorgeht, mit wem die Dame in der letzten Zeit intim verkehrt hat. Dürfte ich also Herrn Doktor bitten, sich vielleicht jetzt gleich mit mir nach dem Arenbergring zu begeben, damit ich mich umschauen kann? <<
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Sie trafen einander, wie bestimmt war, am Praterstern. Es regnete in Strömen. Kasimir erschien ohne Schirm, im romantischen Faltenwurf eines Radmantels. Er hatte Billetts für die Nachmittagsvorstellung des Karltheaters in der Tasche. Oh, sie kosteten nichts, er war gut bekannt mit dem Direktor, auch mit einigen Mitgliedern. Man traf zuweilen in Restaurants, auf Atelierfesten zusammen. Nun, Fest, das mußte man nicht so wörtlich nehmen. Aber die Wahrheit zu sagen, es ging manchmal recht fidel dabei zu, wenn auch lange nicht so fidel wie zum Beispiel in Paris bei ähnlichen Gelegenheiten, zum mindesten nicht so ungeniert. Dort gab es einen Künstlerball, bei dem die Modelle völlig unbekleidet tanzten, manche, was vielleicht noch schlimmer war, nur in durchsichtige, rote, blaue, grüne Schleier gehüllt.
pp 91 from Therese. Chronik eines Frauenlebens by Arthur - Schnitzler

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Wie ich die Joana kennen gelernt habe, war sie schon viele Jahre mit dem Fritz verheiratet gewesen und, wie ich damals immer glaubte, auf die glücklichste Weise, jedenfalls hatte ich immer den Eindruck gehabt bei meinen Besuchen auf dem Sebastiansplatz. Tatsächlich hatte ich auch de Sebastiansplatz zeitweise als mein Zuhause empfunden, das große Atelier, in welchem ich mehr oder weniger immer tun und lassen hatte können, was ich wollte; der Fritz und seine Frau Joana, die geborene Elfriede, waren in Wien ein Künstlermittelpunkt gewesen, in welchem für mich die sogenannte dramatische und die sogenannte bildende Kunst eine ideale Ehe eingegangen waren, überhaupt also die Kunst oder wenigstens, was ich damals als eine solche betrachtete, ein Zentrum hatte.
In dem Atelier auf dem Sebastiansplatz hatte ich Mitte der Fünfzigerjahre mehr oder weniger alle bedeutenden, wenn damals noch nicht unbedingt berühmten so dich schon bekannten Wiener Künstler und Wissenschaftler und Pseudokünstler und Pseudowissenschaftler kennen gelernt und mich mit der Zeit, sozusagen als mit und an ihnen werdender Schriftsteller, selbst als ein solcher Künstler empfunden.
pp 127-128 from Holzfällen by Thomas Bernhard