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Die freudlose Gasse - pp 42-43

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Regina Rosenow, das einzige Kind des billionenreichen Generaldirektors der Mitteleuropäischen Kreditbank, hatte ihre Jourgäste um sich versammelt. Nicht etwa in dem elterlichen Palais in der Pötzleinsdorfer Allee, sondern bei Hopfner in der Kärntnerstraße. Dort hatte sie für jeden Mittwoch von fünf Uhr nachmittags an einen kleinen Saal gemietet, der mit den anstoßenden Séparées ihr und ihren Gästen zur Verfügung stand. Nicht alle ihre bekannten Herren hatten Zeit genug, nach der entlegenen Pötzleinsdorfer Allee zu kommen, außerdem fühlte sich die junge Dame hier ungenierter, sie musste nicht die Hausfrau spielen, konnte es den Kellnern überlassen, nach dem Rechten zu sehen, und schließlich durfte man, wenn die Zeit vorgerückt war, sich auch mehr gehen lassen als zu Hause. Und dann die Séparées! Regina hatte volles Verständnis für alle Möglichkeiten, und dieses paarweise Verschwinden in den hübschen kleinen Zimmern, in denen neben dem Sektkübel das Sofa die hervorragendste Rolle spielte, erhöhte die gute Stimmung, verlieh den Jours der Regina Rosenow eine besonders pikante Note.
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  Kärntnerstraße

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Deß zum Zeichen erhebt sich noch heute aus Zeiten vor einer anständigen Jahreszählung und Stadtchronik der sogenannte "Stock im Eisen". Das war einmal ein wichtiger alter Baum, eine Esche, eine Eicher oder so etwas, der stand mitten in der Stadt mit ihren Ringmauern, einen guten Steinwurf weit von dem Platz, auf dem sich heute der "Steffel" (Stephansdom) erhebt. Wirklich, dieser Struk steht heute noch da, mit Eisenbändern an den Marmorblock geschmiedet, der zum Fundament eines modernen Riesengebäudes gehört. Fremde kommen ihn sehen. Er ist von Eisentragen verbessert, wo er aus Alter und Schwere einknicken will. Aus Schwere: denn er ist über und über mit Eisennägeln beschlagen, dicht aneinander, wie von einem Klitterpanzer, und von dieser Haut ist er, neben dem Alter wie durch einen Anähnlichungsprozesß durch- und durchgeeisent. Er steht also auf einem Sockel in einer Nische. In dem Gebäude haust eine große Bank - in jeder Ecke haust heute natürlich eine Bank, früher waren es Cafes, hier entstanden die Banken an kleinen Tischchen bei langen Geschäftsgesprächen - und ein Reisebüro. Nämlich, der Baum im Eisen bekam soviel Nägel, weil jeder Handwerksbursch verhalten war, dort einen hineinzutreiben, wenn er Wien passierte; es war das ein religiöses Gleichnis und irgend ein heiliger Fluch wurde dabei gemurmelt. Aus der Schwere des Baumes im Eisen mag man nun erwägen, wie Viele ihrer da vorbeigekommen sein mögen.
pp 104-105 from Wien by Robert Müller

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Ein neuer Direktor hat immer nur kürzeste Zeit seinen Reiz. Kaum wird er mehrere Male auf der Kärntnerstraße gesehen und kaum hat er ein paarmal im Sacher oder Imperial gegessen und ist dabei beobachtet worden, ist er erledigt.
pp 279 from Holzfällen by Thomas Bernhard