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Verlass die Stadt - pp 46

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Der 13A ist ein guter Bus, denn er fährt vom Südbahnhof bis zum Mündung Skodagasse in die Alser Straße, vom 10. Bezirk durch den 4., 5., 6., und 7. In den 8., bis an die Grenze zum 9. Bezirk, überquert dabei die Margaretenstraße, die Siebensterngasse und die Florianigasse und bleibt unter anderem vor dem Haus des Meeres, dem Generali Center und dem Theater in der Josefstadt stehen. Und natürlich fährt er auch wieder zurück zum Südbahnhof, wenn auch mit leicht veränderter Streckenführung, was dem Einbahnsystem geschuldet ist. Viele Menschen können von sich behaupten, diesen Bus häufig zu nutzen, er fährt zweifellos eine brauchbare Route. Dass er in unregelmäßigen Intervallen fährt, dass er meistens überfüllt ist, dass seine Chauffeure unfreundlicher sind als die anderer Linien, das alles wird ihm nachgesehen.
  Verlass die Stadt
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  13A
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Nach dem Mittagessen wandere ich in die Josefstadt. Um drei Uhr kann ich das WG-Zimmer in der Piaristengasse besichtigen. Die Wohnung liegt um die Ecke vom Theater. Als ich an der Türglocke läuten will, spricht mich ein Pärchen an. Die beiden sind schon eine Weile hinter mir gegangen. Ich habe sie zusammen lachen hören.
pp 51 from Gegen einsam by Daniela Meisel

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"Erika geht über freie Plätze vor Museen. tauben fliegen auf. Vor dieser Entschlossenheit! Touristen gaffen zuerst auf die Kaiserin Maria Theresia, dann auf Erika, dann wieder auf die Kaiserin. Flügel knattern. Öffnungszeiten sind angeschlagen. Die Straßenbahnen auf dem Ring gehen auf Ampeln los. Sonne flimmert durch den Staub. Hinter dem Gitter des Burggartens beginnen junge Mütter ihren Tagesmarsch, Die ersten Verbote werden auf Kieswege hinabgeschleudert. Von ihrer Höhe hinab tropfen die Mütter ihren Geifer. Anschwellendes Geheul, die Wunderwaffe, antwortet darauf. Allerorten verständigen sich jetzt zwei oder mehrere. Kollegen finden sich zusammen, Freunde geraten in Streit. Autofahrer rinnen energisch über die Opernkreuzung, weil die Fußgänger ihnen aus den Augen gegangen sind und sich nur mehr im Untergrund aufhalten, wo sie Schaden, den sie anrichten, selber verantworten müssen. Sie finden dort keine Sündenböcke: die Autofahrer. Geschäfte werden betreten, nachdem sie von außen ausführlich begutachtet wurden. Einige schlendern bereits ohne Ziel. Die Bürobauten am Rind schlucken Person um Person, welche sich mit Export und Import befaßt. in der Konditorei Aida sehen Mütter der geschlechtlichen Betätigung der Töchter ins Auge, die ihnen gefährlich verfrüht erscheint vom Beginn an. Sei preisen den Einsatz ihrer Söhne in Schule und Sport.
Die Verirrung eines leibhaftigen Messers umgreift Erika Kohut in ihrer Handtasche. Geht ein Messer auf die Reise oder wird sich Erika auf den Canossagang zu männlicher Verzeihung machen? Sie weiβ es noch nicht und wird es erst an Ort und Stelle entscheiden. Noch ist das Messer Favorit. Tanzen soll es! Die Frau steuert die Secession an und hebt frei das Haupt zur Blätterkuppel. Darunter zeigt ein stadtbekannter Künstler heute etwas, nach dem die Kunst nicht mehr sein kann, was sie vorher war. Von hier aus ist die Technik, der Gegenpol zur Kunst, schon ferne sichtbar. Erika muß nur noch die Kreuzung unterqueren und durch den Resselpark. Fallweise weht Wind. Stimmen jugendlicher Wißbegier häufen sich hier schon. Blicke streifen Erika, die sich ihnen stellt. Endlich streifen auch mich einmal Blicke, frohlockt Erika. Solchen Blicken ist sie Jahre um Jahre aus dem Weg gegangen, indem sie einhäusig blieb.
Doch was lange währt, wird endlich doch scharf hervorstechen. Nicht unbewaffnet setzt sich Erika den Blicken aus, braves Messer du.
Jemand lacht. Nicht jeder lacht so laut. Die meisten lachen nicht. Sie lachen nicht, weil sie außer sich selbst nichts anderes sehen. Sie bemerken Erika nicht. Gruppen junger Leute gerinnen aus dem flieβenden Strom heraus. Sie bilden Stoβtrupps und die Nachhut.
Engagierte junge Menschen machen entschlossen Erfahrungen. Sie sprechen andauernd darüber. Die einen wollen Erfahrungen mit sich machen, die anderen lieber Erfahrungen mit anderen, je nach Wunsch.
Vor der Fassade der technischen Hochschule auf Säulen die metallischen Männerköpfe berühmter Naturwissenschaftler dieses Instituts, die Bomben und Stauwerke erfanden.
Krötenartig hockt die riesige Karlskirche inmitten einer öden Wüstenei, in der ihr immerhin keine Autoabgase mehr drohen. Wasser sprudelt selbstsicher geschwätzig herum. Man geht rein auf Stein, außer im Resselpark, der eine grüne Oase vorstellen soll. Auch mit der U-Bahn kann man fahren, wenn man nur will."


pp 282-284 from Die Klavierspielerin by Elfriede Jelinek