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Die freudlose Gasse - pp 7

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Das Haus Nr. 55 in der Melchiorgasse, die sich im VII. Wiener Bezirk bis zum Gürtel erstreckt, entstammt der Jahrhundertwende. Wurde also zu einer Zeit gebaut, da Hausbesitzer sein einen Lebensberuf bedeutete. Man war Hausherr, wie man Advokat oder Fabrikant war. Die Frau des Hausbesitzers war Hausbesitzergattin, der Sohn ein Hausherrensohn. Unter allen Großstadtdrohnen war der Hausbesitzer die stärkste und brutalste. In anderen Städten war ein Haus sichere Kapitalanlage, in Wien oft ausschließlicher Erwerb. Es galt, aus einem Haus soviel Profit wie möglich herauszuschlagen, also mit schlechtem Material zu bauen, mit jedem Quadratzentimeter Raum zu sparen, Öfen aufzustellen, die nichts kosteten und auch nicht heizten, die Luft und das Licht in Kabinette zu verwandeln, aus einem Loch, das kaum für eine Speisekammer genügen würde, ein Schlafzimmer zu machen. Modernen Wohnluxus, wie ihn andere Städte haben, gab und gibt es in Wien nicht, er beschränkte sich auf einige Dutzend Mietpaläste, die nur für die ganz Reichen in Betracht kamen.
Das Haus Nr. 55 in der Melchiorgasse ist der Typus des neueren Wiener Miethauses mit finsteren Korridoren, stockdunklen Nebenräumen, abgestohlenen Badezimmern, schäbigem Talmiluxus und einer Fassade voll von abscheulichen, angeklecksten Ornamenten aus Kalk und Mörtel.
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  Melchiorgasse

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An einem herrlichen Junitag ging Leo Strakosch als Franzose Dufresne nach dem Stadtpark, um wieder einmal Fühlung zum Wien von heute zu bekommen. Sonst verließ er den neunzehnten Bezirk kaum, da er entweder in seinem Atelier arbeitete oder aber mit Lotte ausgedehnte Spaziergänge im Wienerwald unternahm. Als er heute nun zwischen den dichtbesetzten Tischen um den Kursalon herum spazierte, war er so belustigt, daß er laut auflachte.
»Um Himmels willen, was ist aus meinem schönen eleganten Wien geworden!«
Die Mode des Alpenkleides und Touristenanzuges schien allgemein geworden zu sein; so weit das Auge reichte, sah er alte und junge Herren in Loden, Kniehosen und mit dem grünen Steirerhütl auf dem Kopf. Und die Damen! Die Mehrzahl trug Dirndlkostüme, die ja im freien Gelände sehr nett und anmutend wirken, hier aber wie Karikaturen, wie schlechte Witze erschienen. Man war eben sehr bescheiden geworden, und vor allem bildete man ja eine einzige große Familie, war unter sich und hatte es nicht notwendig, sich »herzurichten«.
pp 82-83 from Die Stadt ohne Juden by Hugo Bettauer

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Wir fuhren morgens mit der U-Bahn zum Mexikoplatz und betraten einen Spielzeugladen, der seinem Bekannten namens Josef Bernstein gehörte. Obwohl Bolek versprach, es sei nur eine Formalität, hätte ich das Vorstellungsgespräch niemals ohne ihn überstanden.
pp 137 from Herrn Kukas Empfehlungen by Radek Knapp