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Kaffeehaus war überall. Briefwechsel mit Käuzen und Originalen - pp 5
Es wäre falsch, die Welt des "Herrenhof" nur aus der Perspektive amüsierter Habitués zu sehen, die an dem zwanglosen Treiben des "leichtsinnigen Künstlervölkchens", der skurrilen Einzelgänger und Sprüche produzierender Originale ihren Spaß hatten. Es war, wollte man es soziologisch definieren, ein Milieu der fließenden Übergänge, existentieller Mischformen, das auch debattierfreudige Persönlichkeiten des literarischen Establishments mit einbezogen. (Milan Dubrovic. Aus Milan Dubrovics Beitrag zur Festschrift für Friedrich Torberg "Der Weg war schon das Ziel", Langen Müller 1978)
Near fragment in time
Das Café de l`Europe ist jetzt gesperrt worden. Eine Bankfiliale soll an seine Stelle kommen. Der Stefansplatz ist wieder rein-christlich (bis auf den Rothberger) und keusch-bajuvarisch - das Wahrzeichen für Paris und Balkan verschwindet. Ist das nicht zukunftsdeutend für Wien, die deutsch-österreichisch eingeschrumpfte Ex-Hauptstadt eines in Kaffeehäuser vereinten Völkerstaates? Ist es nicht symbolisch für seine Rückentwicklung in eine knödlig-biedere, werktätig-solide Kleinstadt?
pp 36 from Zeitgeist im Literatur-Café by
Near fragment in space
Herr Hnatek, König aller Kellner, war ein solcher Meister der würdigen Pose, daß er, hätte er es gewollt, als jenes dekorativste aller Wesen, ein großer deutscher Dichter, hätte auftreten können. In der Tat wurde Thomas Mann, als er einmal in Wien eine Vorlesung hielt, von den Besuchern des Café Herrenhof mit Herrn Hnatek und zu dessen Gunsten verglichen.
pp 72-73 from Rückkehr nach Wien by
