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Man ist viel zu früh jung. Essays und Reden - pp 175

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Wer in Wien ins Kaffeehaus geht, der geht heim. Ich habe zwar daheim kein Kaffeehaus als Zuhause, aber im Kaffeehaus bin ich selbstverständlich daheim. Wenn wir unser Kaffeehaus betreten, sind wir im Selbstverständlichen eingewohnt. Das Café Bräunerhof ist ein Ort, im welchem die Zeit aufbewahrt wird. Es ist alles wie immer. Echter Marmor, stabile Tische, Plüsch, Zeitungen, Ober im Smoking, das Glas Wasser zum Kaffee, und in der Mitte des Etablissements befindet sich jene Vorrichtung, in der die Zeit gestapelt, gepackt und schließlich vernichtet wird. Allerlei Leute wohnen im Bräunerhof. Sie sitzen, nachdem sie erschienen sind, um die Tische, lesen Zeitung, essen süßes Zeug, das in Wien so bitterlich herrlich schmeckt, nippen an den diversen Kaffeearten, großer Brauner, Melange, Einspänner, Kapuziner, Schale Gold, Mokka, Verlängerter, also sieben Kaffees, bis die Schalen leer sind.
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  Café Bräunerhof

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Das Schafbergbad hat eine wunderbare Lage, der Name lässt ja schon darauf schließen. Der Schafberg ist zwar kein richtiger Berg, sondern nur eine Anhöhe des Wienerwaldes zwischen Neuwaldegg und Pötzleinsdorf, und es weiden auch keine Lämmer hier, aber von der großen Rutsche aus hat man einen wirklich schönen Ausblick über die Stadt.

Peter stellt sich unten an und kommt sich dabei komisch vor. Es gibt nicht viele Erwachsene, die allein rutschen, Kinder rutschen in Gruppen oder allein, Jugendliche auch, Erwachsene rutschen überhaupt selten; es stellt sich ein Pärchen vor ihm an, Eltern mit Kleinkindern, auch eine Gruppe Studenten. Peter hat aber Lust, zu rutschen und dabei über die Stadt zu sehen, und er kann nichts dafür, dass er allein ist, dass er keine Freundin und kein Kind hat, dass Max im Labor steht um diese Zeit und Gudrun noch schläft.
pp 49 from Verlass die Stadt by Christina Maria Landerl

Near fragment in space

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Erst nach dem Ende de Telefonats kam mir die ganze Tragweite des Telefonats zu Bewußtsein, ich war auf einmal nicht mehr neugierig, ich war traurig, Ich war tatsächlich traurig und ich war in dieser Traurigkeit in die Stadt gelaufen, auf den Graben, auf die Kärntnerstraßem auf den Kohlmarkt, in die Spiegelgasse in das Bräunerhof, wo ich, meiner jahrelangen Gewohnheit gehorchend, den Corriere, Le Monde und die Zürcher Zeitung, sowie die Frankfurter durchgeschaut habe, um dann, von diesen schamlosen Blättern angewidert, wieder auf den Graben zu gehen, um mir eine Krawatte zu kaufen, habe ich die Eheleute Auersberg getroffen, die mir ihrerseits den Selbstmord der Joana mitgeteilt hatten.
pp 104 from Holzfällen by Thomas Bernhard
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