Arrows_down
Arrows_up

Holzfällen

November 2001
August 1984
QuoteWährend alle auf den Schauspieler warteten, der ihnen versprochen hatte, nach der Aufführung der Wildente gegen halbzwölf zu ihrem Abendessen in der Gentzgasse zu kommen, beobachtete ich die Eheleute Auersberger genau von jenem Ohrensessel aus, in welchem ich in den frühen Fünfzigerjahren beinhae täglich gesessen war und dachte, dass es ein gravierender Fehler gewesen ist, die Einladung der Auersberger anzunehmen.

» View fragment on map «

QuoteZwanzig Jahre bin ich den Eheleuten Auersberg aus dem Weg gegangen, zwanzig Jahre habe ich sie nicht ein einziges Mal getroffen und ausgerechnet jetzt habe ich ihnen auf dem Graben begegnen müssen, dachte ich; dass es tatsächlich eine verheerende Dummheit gewesen ist, an diesem Tag auf den Graben zu gehen und auch noch, wie es meine Gewohnheit geworden ist allerdings seit ich aus London nach Wien zurückgekommen bin, auf dem Graben mehrere Male hin und her zu gehen, wo ich es mir hätte ausrechenen können, dass ich die Auersberger einmal treffen muss, und nicht nur die Auersberger, sondern auch alle anderen von mir seit Jahrzehnten gemiedenen Leute, mit welchen ich in den Fünfzigerjahren einen intensiven, wie die Auersberger zu sagen pflegten, intensiven künstlerischen Verkehr gehabt habe; den ich aber schon vor einem Vierteljahrhundert aufgegeben habe, also genau zu dem Zeitpunkt, in welchem ich von den Auersberger weg nach London gegangen bin, weil ich mit ll diesen Wiener Leuten on damals gebrochen habe, wie gesagt wird, sie nicht mehr sehen und mit ihnen absolut nichts mehr zu tun haben wollte. Auf den Graben gehen heißt ja nichts anderes, als direkt in die Wiener Gesellschaftshölle zu gehen und gerade jene Leute zu treffen, die ich nicht treffen will, deren Auftauchen mir auch heute noch alle möglichen Körper- und Geisteskrämpfe verursacht, dachte ich auf dem Ohrensessel sitzend, und ich hatte aus diesem Grunde schon in den letzten Jahren meiner Wienbesuche von London aus den Graben gemieden und bin andere Wege gegangen, auch nicht auf den Kohlmarkt, selbstverständlich nicht auf die Kärntnerstraße, die Spiegelgasse habe ich gemieden genauso wie die Stallburggasse und die Dorotheergasse und ebenso die von mir immer gefürchtete Wollzeile und die Operngasse, auf welcher ich so oft in die Falle gerade jener Menschen geraten bin, die ich immer am meisten gehasst habe. Aber in den letzten Wochen, dachte ich auf dem Ohrensessel, hatte ich auf einmal ein großes Bedürfnis gehabt, gerade auf den Graben und auf die Kärntnerstraße zu gehen, wegen der guten Luft und dem mir auf einmal angenehmen vormittägigen Menschenwirbel gerade dort und gerade auch auf dem Graben und auf der Kärntnerstraße, wahrscheinlich, weil ich endlich und entschieden dem monatelangen Alleinsein in meiner Währinger Wohnung, meiner mich ja schon stumpfsinnig machenden Isolation entkommen, entgehen wollte. Ich habe es in den letzten Wochen immer als Geistes- und Körperberuhigung empfunden, die Kärntnerstraße und den Graben entlang und also den Graben und die Kärntnerstraße hin und wieder zurückzugehen; meinem Kopf hat dieses Hinundhergehen genauso gut getan, wie meinem Körper, als ob ich in letzter Zeit dieses Hinundhergehen auf dem Graben und auf der Kärntnerstraße wie nichts notwendig gehabt hätte, lief ich tagtäglich in den letzten Wochen die Kärntnerstraße und den Graben hinauf und wieder herunter; auf der Kärntnerstraße und auf dem Graben war ich auf einmal, offen gesagt, nach monatelanger Geistes- und Körperschwäche, wieder in Gang und zu mir gekommen; es erfrischte mich, wenn ich die Kärntnerstraße hinauflief und auf den Graben und wieder zurück; nur dieses Hinundherlaufen, habe ich dabei immer gedacht, und es ist doch mehr gewesen; nur dieses Hinundherlaufen, sagte ich mir immer wieder und es hat mich tatsächlich wieder denken und tatsächlich wieder philosophieren, mich mit Philosophie und Literatur beschäftigen lassen, die in mir schon so lange zeit unterdrückt, ja abgetötet gewesen waren. Gerade dieser lange krankmachende Winter, den ich unglücklicherweise, wie ich jetzt denke, in Wien und nicht, wie die vorausgegangenen, in London verbracht habe, hat in mir alles Literarische und Philosophische abgetötet gehabt, dachte ich auf dem Ohrensessel; durch dieses Hindundherlaufen auf dem Graben und der Kärntnerstraße habe ich es mir selbst wieder möglich gemacht, und ich führte tatsächlich diesen meinen Wiener Geisteszustand, den ich auf einmal als einen sozusagen geretteten Geisteszustand bezeichnen durfte, auf diese Graben- Kärntnerstraßentheraphie zurück, die ich mir verordnet hatte ab Mitte Jänner.

» View fragment on map «

QuoteUnd ich dachte wieder, dass es ein gravierender Fehler gewesen ist, die Einladung der Eheleute Auersberger angenommen zu haben, denn ich wollte ja mein ganzes Leben nichts mehr mit den Eheleuten Auersberger zu tun haben und ich gehe über den Graben und sie sprechen mich an, sagen ob ich vom Tod der Joana gehört habe, dass sich die Joana aufgehängt habe und sage zu, nehme ihre Einladung an.

» View fragment on map «

QuoteDu läufst auf den Graben, um frische Luft einzuatmen und läufst gerade in die Hände deiner ehemaligen Zerstörer und Vernichter.

» View fragment on map «

Quote„Ich erinnere mich im Ohrensessel, dass ich mich von Ekel geschüttelt umdrehte Richtung Stephansplatz, als die beiden in dem Abbruchhaus auf dem Schwedenplatz verschwunden waren, tatsächlich hatte ich meine Abscheu gegenüber den beiden so weit getrieben, dass ich mich, um zu übergeben, an die Wand vor dem Aidakaffeehaus gedreht hatte; aber da schaute ich in einen der Aidakeffeehausspiegel und sah direkt in mein eigenes verkommenes Gesicht und sah meinen eigenen verkommenen Körper und es ekelte mich vor mir selbst viel mehr, als mich vor dem Auersberger und seiner Begleiterin geekelt hatte und ging, so schnell ich konnte, auf den Stephansplatz und auf den Graben und auf den Kohlmarkt und schließlich in das Café Eiles, um mich auf einen Haufen Zeitungen zu stürzen, um die Begegnungen mit dem Auersberger und seiner Begleiterin und die Begegnungen mit mir selbst zu vergessen, dachte ich auf dem Ohrensessel.

» View fragment on map «

QuoteDieser Trick mit dem Café Eiles glückte immer, ich trat ein, holte mir einen Stoß Zeitungen und beruhigte mich. Und es mußte nicht unbedingt das Café Eiles sein, auch das Museum und das Bräunerhof hatten immer ihre Wirkung getan.“

» View fragment on map «

QuoteTatsächlich habe ich den erwarteten Schauspieler einmal vor vielen Jahren auf dem Burgtheater in einer dieser ekelhaften englischen Gesellschaftspossen gesehen, in welchem die Dummheit nur dadurch erträglich ist, weil sie englisch und nicht deutsch oder österreichisch ist und die auf dem Burgtheater im letzten Vierteljahrhundert immer wieder mit entsetzlicher Regelmäßigkeit gespielt werden, weil sich das Burgtheater in diesem letzten Vierteljahrhundert vor allem auf die englische Dummheit spezialisiert und das Wiener Burgtheaterpublikum an diese Spezialisierung gewöhnt hat und er ist mir tatsächlich als Burgschauspieler in Erinnerung, als ein Schauspieler also, ein sogenannter Wiener Publikumsliebling und Burgtheatergeck, der in Grinzing oder Hietzing eine Villa hat und auf dem Burgtheater jener österreichischen theatralischen Dummheit den Narren macht, die nun schon seit einem Vierteljahrhundert auf dem Burgtheater zuhause ist, als einer jener geistloser Brüller, die aus der sogenannten Burg in diesem letzten Vierteljahrhundert unter Mitwirkung aller an ihr engagierten Direktoren eine theatralische Dichtervernichtungs- und Schreibanstalt der absoluten Gehirnlosigkeit gemacht haben. Das Burgtheater ist künstlerisch schon so lange bankrott, dachte ich auf dem Ohrensessel, das gar nicht mehr ausgemacht werden kann, wann dieser künstlerische Bankrott eingetreten ist und die Schauspieler, die auf dem Burgtheater auftreten, und die allabendlich auf dem Burgtheater auftretenden Bankrotteure.

» View fragment on map «

QuoteAls gebürtiger Tirolerm der sich im Laufe dreier Jahrzehnte mit Grillparzer in die Herzen der Wiener gespielt hat, wie ich einmal über ihn gelesen habe, verkörpert er für mich ein Musterbeispiel von Antikünstler ünerhaupt, dachte ich auf dem Ohrensessel, er ist der Prototyps des durch und durch phantasielosen und also völlig geistlosen Poltermimen, wie er auf dem Burgtheater und also in Österreich überhaupt immer beliebt gewesen ist, einer dieser grauenvollen Pathetiker, wie sie auf dem Burgtheater allabendlich scharenweise über jede dort aufgeführte Dichtung mit ihren pervers-provinziellen Händeringen und ihren brutalen Sprechkeulen herfallen und sie zertrümmern und vernichten.

» View fragment on map «

QuoteDer Auersberger sagte einmal kurz, dass er das Theater hasse, immer wenn er mehr als ihm von seiner Frau zugestanden, getrunken hatte, kehrte er aufeinmal, wie ich sagen muss, sein Innerstes blitzartig nach außen, war also plötzlich als dieser noch gar nicht da gewesen war, auf den Schauspieler losgegangen, hatte das Burgtheater berechtigterweise, muss ich sagen, einen Saustall und den erwarteten Schauspieler einen größenwahnsinnigen Stichwortbringer genannt, war aber sofort von seiner Frau, der Auersberger, zurechtgewiesen worden;...

» View fragment on map «

QuoteUnglücklicherweise bin ich an diesem vierzehnten März auf den Graben gegangen in der Absicht, mir eine Krawatte zu kaufen, auf dem Kohlmarkt oder in der Naglergasse, immer habe ich meine Krawatten auf dem Kohlmarkt oder in der Naglergasse gekauft und bin den Auersbergerischen in die Arme gelaufen, dachte ich auf dem Ohrensessel.

» View fragment on map «

QuoteDas künstlerische Abendessen war schon bevor sich die Joana umgebracht hat, ausgemacht und also vor allem mit dem Schauspieler, dem Burgschauspieler, abgesprochen gewesen, eine verspätete Premierenfeier aus Anlaß der Wildente im Akademietheater, wie die Eheleute Auersberger ein paarmal gesagt hatten.

» View fragment on map «

QuoteUnd so viele Jahre bin ich tagtäglich, muß ich sagen, schon am späteren Nachmittag zur Joana in die Simmeringer Hauptstraße hinaus, vorher noch zum Dittrich um die Weinflaschen aufzunehmen in meinen Armen, um mit der Joana zusammen zu sein bis in der Frühe und mit dem ersten Einundsiebziger in die Stadt zurück zu fahren oder ganz einfach von ihr aus zu Fuß die Simmeringer Hauptstraße zurück, den Rennweg hinunter, über den Schwarzenbergplatz bis nach Währing. Das waren noch Zeiten, dachte ich auf dem Ohrensessel, wie noch die Pferdewagen vor den Milchgeschäften Halt gemacht haben in der Nacht und ich mitten auf dem Rennweg und quer über den Schwarzenbergplatz und den vollkommen leeren Ring entlang nach Hause gehen habe können ohne fürchten zu müssen, überfahren zu werden. Wenn überhaupt einem Menschen, so bin ich bei diesen Gelegenheiten doch nur Meinesgleichen und das heißt, einem Betrunkenen begegnet, und ein die Nacht durchkreuzendes Automobil war eine Seltenheit. Niemehr im Leben habe ich so viele italienische Arien gesungen, wie damals auf dem Weg von der Simmeringer Hauptraße auf den Rennweg und über den Schwarzenbergplatz nach Währing, dachte ich auf dem Ohrensessel.

» View fragment on map «

QuoteJahrelang habe ich den Apostelkeller und alle möglichen unteriridischen Lokale in der Inneren Stadt gegen elf aufgesucht, um sie nicht vor drei oder vier Uhr früh zu verlassen und ich habe mich in diesen Nächten immer voll und also völlig verausgabt, wie gesagt werden kann, mit jener äußersten Rücksichtslosigkeit, die mir damals zueigen gewesen ist und die mir damals, wie ich heute denke, überhaupt nicht geschadet hat.

» View fragment on map «

QuoteErst nach dem Ende de Telefonats kam mir die ganze Tragweite des Telefonats zu Bewußtsein, ich war auf einmal nicht mehr neugierig, ich war traurig, Ich war tatsächlich traurig und ich war in dieser Traurigkeit in die Stadt gelaufen, auf den Graben, auf die Kärntnerstraßem auf den Kohlmarkt, in die Spiegelgasse in das Bräunerhof, wo ich, meiner jahrelangen Gewohnheit gehorchend, den Corriere, Le Monde und die Zürcher Zeitung, sowie die Frankfurter durchgeschaut habe, um dann, von diesen schamlosen Blättern angewidert, wieder auf den Graben zu gehen, um mir eine Krawatte zu kaufen, habe ich die Eheleute Auersberg getroffen, die mir ihrerseits den Selbstmord der Joana mitgeteilt hatten.

» View fragment on map «

QuoteWie ich die Joana kennen gelernt habe, war sie schon viele Jahre mit dem Fritz verheiratet gewesen und, wie ich damals immer glaubte, auf die glücklichste Weise, jedenfalls hatte ich immer den Eindruck gehabt bei meinen Besuchen auf dem Sebastiansplatz. Tatsächlich hatte ich auch de Sebastiansplatz zeitweise als mein Zuhause empfunden, das große Atelier, in welchem ich mehr oder weniger immer tun und lassen hatte können, was ich wollte; der Fritz und seine Frau Joana, die geborene Elfriede, waren in Wien ein Künstlermittelpunkt gewesen, in welchem für mich die sogenannte dramatische und die sogenannte bildende Kunst eine ideale Ehe eingegangen waren, überhaupt also die Kunst oder wenigstens, was ich damals als eine solche betrachtete, ein Zentrum hatte. In dem Atelier auf dem Sebastiansplatz hatte ich Mitte der Fünfzigerjahre mehr oder weniger alle bedeutenden, wenn damals noch nicht unbedingt berühmten so dich schon bekannten Wiener Künstler und Wissenschaftler und Pseudokünstler und Pseudowissenschaftler kennen gelernt und mich mit der Zeit, sozusagen als mit und an ihnen werdender Schriftsteller, selbst als ein solcher Künstler empfunden.

» View fragment on map «

QuoteVor dem Sebastiansplatz hatte ich ja noch niemals ein solches Atelier, hatte ich noch niemals einen solchen großen tatsächlichen Kunstschauplatz kennengelernt gehabt, und einfach alles auf dem Sebastiansplatz, der viele Jahre mein Wiener Zentrum gewesen ist, hatte mich fasziniert. Nach und nach hatte ich auf dem Sebastiansplatz einen sogenannten Kunstbegriff bekommen, die Künstler kennengelernt, und die Genies und die, die es unter allen Umständen sein und werden wollten. Ich hatte, indem ich die Joana beobachtete auf dem Sebastiansplatz, sehen können, wie sich die Gesellschaft gibt und wie ie sich entwickelt und wie man eine solche Gesellschaft an sich zieht und pflegt und immer wieder hegt und pflegt und sich gefügig macht und schließlich mißbraucht und ausnützt. Ich hatte auf dem Sebastiansplatz, einfach gesagt, die Gesellschaft, nicht nur die Kunst- und Künstlergesellschaft, studiert und sie mir deutlich und klar gemacht. Auf dem Sebastiansplatz habe ich zum ersten mal richtig gesehen, was Künstler sind, wie sie sind, wodurch sie sind und was sie nicht sind, nicht sein können, zeitlebens. Auf dem Sebastiansplatz habe ich sie völlig ungestört so studieren können, wie niemals nachher, mit größtmöglicher Intensität und also mit der größtmöglichen Aufnahmebereitschaft, denn ich bin damals der aufnahmebereiteste und intensivste Mensch gewesen. Auf dem Sebastiansplatz habe ich die Menschen erst richtig kennen gelernt, kann ich sagen, ich kannte sie vorher schon, ich kannte sie besser als andere Meinesgleichen, aber auf dem Sebastiansplatz habe ich sie erst richtig kennen gelernt, indem ich sie mit Bewußtsein studiert habe, alle Menschenarten. Auf dem Sebastiansplatz habe ich angefangen, meine Methode der Menschenbetrachtung und Beobachtung zu einer meiner eigenen Künste zu machen und mir diese Kunst zur Gewohnheit zu machen auf lebenslänglich.

» View fragment on map «

QuoteSelbst auf dem Burgtheater, der ersten Bühne Europas, wie er sich ausdrückte, kämen am Ende nur Kompromisse zustande.

» View fragment on map «

QuoteAber was sind alle diese Städte gegen Wien, sagte er. Wir hassen diese Stadt und lieben sie doch, wie keine andere, sagte er. Wie wir, zugegeben, auch das Burgtheater hassen und doch lieben wir kein anderes.

» View fragment on map «

QuoteAch, wenn es nur ein Paar Handschuhe sind, meinte die Auersberger und erzählte noch eine eigene Handschuhgeschichte. Sie sei, vor etwa zwanzig Jahren, in der Toilette des Josefstädter Theaters gewesen und habe dort ihre schwarzen Abendhandschuhe liegen gelassen.

» View fragment on map «

QuoteWie ich einmal in München aufgetreten bin, vor über zwanzig Jahren, eingesprungen bin, wie gesagt wird, sagte er, im Grunde nicht der Rede wert, als Heinrich, sagte er, traf ich dort in der Kaufingerstraße einen Kollegen, den ich von früher kannte, aus der Vorkriegszeit, mit dem ich übrigens einmal in der Lerchenfelderstraße ein Untermietzimmer geteilt habe, ungeheizt, wie sich denken läßt, Ratten waren da, nichts zu essen, sagte er, Sie wissen ja, wie das damals war, Amerikaner noch nicht da, Russen schon da, Renner an der Macht, Sie wissen, da habe ich diesen Kollegen gefragt, warum er aus Wien weg ist.

» View fragment on map «

QuoteUnd die sogenannte Philosophennichte Jeannie Billroth habe ich durch einen Philosophen kennengelernt, der mit meinem Großvater befreundet gewesen war und den ich damals, vor dreißig Jahren, in höchster Not und fast am Verhungern, wie ich sagen muss in der Hietzinger Maxinggasse aufgesucht habe. Damals war auch die Hietzinger Maxinggasse meine Rettung gewesen, sagte ich mir, das sogenannte Johannstraußhaus, in welchem dieser mit meinem Großvater befreundete Philosoph gewohnt hat als Bruder eines Fagott und Horn blasenden Philharmonikers.

» View fragment on map «

QuoteJetzt saß sie auf einmal völlig im Hintergrund neben dem einarmigen Maler Rehmden, einem Mann der sogenannten Zweiten surrealistischen Wiener Schule und natürlich Professor und Lehrstuhlinhaber der Malerakademie auf dem Schillerplatz, der Naturziselierer mit dem feinen Strich.

» View fragment on map «

QuoteEin neuer Direktor hat immer nur kürzeste Zeit seinen Reiz. Kaum wird er mehrere Male auf der Kärntnerstraße gesehen und kaum hat er ein paarmal im Sacher oder Imperial gegessen und ist dabei beobachtet worden, ist er erledigt.

» View fragment on map «

QuoteAber heute gibt es mir nichts mehr, sagte der Burgschauspieler, worauf die Jeannie sagte, dass dem Burgschauspieler ihrer Meinung nach deshalb das Theater schon so lange Zeit nichts mehr gebe, weil er, der Burgschauspieler, sich niemals vom Burgtheater habe trennen können, weil Sie sich in Grinzing angekauft haben, sagte die Jeannie, deshalb sagt ihnen das Theater schon so lange Zeit nichts mehr,, sagte die Jeannie zum Burgschauspieler, weil sie jeden Tag in das Sacher essen gegangen sind, jeden Tag in das Mozart einen Kaffee trinken.

» View fragment on map «

Book with similar publication date: Der Wolfsmantel by Ernst Herhaus

Nearby fragment: pp 282-283 from Holzfällen by Thomas Bernhard