Arrows_down
Arrows_up
« Back to Das Vaterspiel

Das Vaterspiel - pp 147-148

Quote
Seit gut einem Jahr hatte ich meine Schwester nicht mehr nackt gesehen. Früher, in der Gemeindebauwohnung, in der es nur ein Badezimmer gab, waren wir alle in der Früh und am Abend nackt herum gelaufen. Das war bei uns nie ein Problem gewesen. Als ich noch ein Kind war, verbrachten wir jeden Sommer zwei Wochen auf einem Nacktbadestrand der Insel Krk. Dort verkehrten auch viele Parteifreunde meines Vaters. Meine Mutter hatte es nicht so gern, wenn sie Bekannte traf, sie meinte, ihr Busen sei zu groß. Mein Vater erzählte, dass ich mich als Zweijähriger auf Krk immer an seinem Pimmel festhielt, als wäre es seine Hand. Wenn wir an den Sommerwochenenden zu Alten Donau baden fuhren, wählten wir meistens die FKK-Abteilung. Auch dort traf mein Vater viele Bekannte. Die Badeferien auf der Insel Krk hörten leider auf, als mein Vater zu Geld kam und die Urlaubsziele immer ferner und teurer wurden. Mein Vater war finanziell an einem Grundstück in Gmunden beteiligt und fuhr an den schönen Wochenendtagen nicht mehr an die Alte Donau, sondern raste nach Gmunden. Und seit wir im neuen Haus mit drei Badezimmern wohnten, eines für die Eltern, eines für die Kinder und eines für die Gäste, hatte ich weder meinen Vater noch meine Mutter je wieder nackt gesehen.
  Das Vaterspiel
  147
  148
  No
  Yes
  Yes
  No
  (none)
  Alte Donau

Near fragment in time

Quote
Ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg war die Judengasse Ausläufer des so genannten Textilviertels, auch „Fetzenviertel genannt. Die Geschichte dieses Viertels ist gleichzeitig Teil der Wiener jüdischen Geschichte. Die Aufhebung des Zunftzwangs eröffnete den Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch den Weg in den Detailhandel, einer der bevorzugten Zweige war der Textilhandel, der hier im ersten Bezirk rund um die Marc-Aurel-Straße und den Salzgries sein Zentrum fand.
pp 66 from Jüdisches Wien - Stadtspaziergänge by Michaela Feuerstein, Gerhard Milchram

Near fragment in space

Quote
"Also dann", meinte Schäfer und rieb sich die Hände, während er neben dem Drucker wartete, "auf in die Donaustadt."
Ein Hochhaus in Kaisermühlen, Betonbrutalität, dachte Schäfer und lief zur Haustür, aus der eben eine alte Frau kam. Mit dem Lift gelangten sie in den elften Stock. Dreimal läuteten sie, klopften heftig gegen die Tür und forderten die in der Wohnung An- oder Abwesenden auf, ihnen zu öffnen. Während Leitner das Ohr an die Tür presste, setzte sich Schäfer auf die Stiegen und rief eine der Mitbewohnerinnen an, die sich sofort meldete. Er erklärte ihr, dass sie umgehend mit Kanika sprechen müssten. Nein, sie habe sich nichts zuschulden kommen lassen; es ginge um eine wichtige Auskunft, möglicherweise sei sie auch in Gefahr. Worauf die Mitbewohnerin ihr misstrauisches Zögern ablegte und besorgt meinte, dass sie Kanika schon seit zwei Wochen nicht mehr gesehen habe. Sie habe nur einen Zettel hinterlassen, auf dem stand, dass sie mit einem Freund auf Urlaub fahre. Und da sie ihre letzte Semesterprüfung bereits absolviert hatte, sei sie zwar verwundert über die spontane Entscheidung gewesen, habe sich aber dann keine weiteren Gedanken gemacht.
pp 128 from Der bessere Mensch by Georg Haderer