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Verführungen - pp 48

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In der Operngasse draußen stauten sich die Autos. Blieben vor einer Ampel stehen. Setzten sich wieder in Bewegung. Glitten am Fenster vorbei. Wurden schneller. Sausten vorbei. Wurden wieder schneller.
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  Operngasse

Near fragment in time

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Dieser Mann, der junge Analphabet, dessen Schicksal dem Stadtrat in einem Akt vorlag, ein Hilfsarbeiter, in seiner Arbeit auf einfachste Verrichtungen beschränkt, trieb den größten denkbaren geistigen Aufwand, um vorzutäuschen, lesen und schreiben zu können. Hätte er diese seine Kraft, die mehr oder weniger lesende und schreibende Umgebung zu täuschen, dafür aufgewandt, lesen und schreiben zu lernen, dann hätte er gewiß sehr schnell in – Lichteneggers ZEITUNG zum Beispiel – die entscheidenden Artikel geschrieben. In der ganzen Stadt, nein, im Ganzen Land, hätte man sich über seinen scharf formulierten Thesen den Kopf zerbrochen und das Maul zerrissen; er wäre die heißen Themen immer kühl angegangen, wäre streitbar gewesen, polemisch, hätte kein heißes Eisen unberührt und sich kein Denkverbot auferlegen lassen. Man hätte ihn hören können, wie er im Hörsaal I des Neuen Institutsgebäudes für die Studenten des Instituts der Zeitungswissenschaften las, und wie er nach dem Ende seiner Vorlesung einer jungen, heftig studierenden Damen persönlich/ privat ins interessierte Ohr sagte: „Hören Sie, in jedem guten Schreiber steckt ein Analphabet …“
pp 85-86 from Der Stadtrat by Franz Schuh

Near fragment in space

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Man vergißt allerdings, daß die starren Fronten, hinter denen sich das "rote" und das "schwarze" Wien gegeneinander verschanzten, pompöse Stellen hatten, daß es jenseits der militanten Auseinandersetzungen zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft und den organisatorischen Abschirmungen ihrer Machtbereiche neutrale Zonen gab, in denen die persönliche Kommunikation und der Gesprächskontakt fortbestanden. Es gab sie unter Intellektuellen, Literaten, Künstlern, Journalisten, sie wirkten in Veranstaltungen fort, wo der Geist der Liberalität hochgehalten wurde. Die Rolle, die die von Haß und Feindschaft unberührt gebliebene Institution des Kaffeehauses dabei spielte, war beachtlich. Das "Herrenhof", das "Rebhuhn", das "Café Museum" waren solche Orte der loyalen Begegnung, Sammelpunkte von Intellektuellen aus verschiedensten Berufen, die einander kannten, voneinander wußten. Es war, wollte man es soziologisch definieren, ein Milieu der fließenden Übergänge, der existentiellen Mischformen und relativierenden Individualitäten, demnach ein besonders geeignetes Forum für das freie Gespräch, die impulsive Auseinandersetzung, die systematische Pflege von Querverbindungen zwischen politisch divergierenden Gruppen und Clans.
pp 30-31 from Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés by Milan Dubrovic