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Verlass die Stadt - pp 58

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In der Liebhartsgasse wacht Gudrun auf, obwohl der Wecker noch nicht geläutet hat. In letzter Zeit kann sie morgens nicht mehr lang schlafen, ob das am verdammten Sommer liegt, fragt sie sich. Es ist erst acht Uhr und schon dreißig Grad heiß. Aber das größere Problem ist die verdammte Sonne, die sich durch die schmutzigen Fenster zwängt und Gudrun zuruft: Steh auf, mach was aus deinem Leben, nutze den Tag! Und Gudrun dreht sich noch einmal um und denkt: Ach Sonne, geh scheißen, aber da ist es schon vorbei und Gudrun steht auf, obwohl ihre Schicht im Petars erst am Nachmittag beginnt.
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  Liebhartsgasse

Near fragment in time

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Thomas Bernhard war schon längere Zeit nicht mehr hier gewesen, sondern in Spanien, dann kam er zurück und starb. Dies war dem Bräunerhof ebenso gleichgültig wie das Fertigwerden meines Romans. Viele Jahre war ich hernach nicht mehr dort. In Wien ists egal, wohin ich nachhaus geh, einmal dahin, einmal dorthin. Heute gehe ich wieder ins Bräunerhof. Es ist alles wie immer. Der Ober weist mir den Platz zu. "Wo ist der Herr Ferdinand?" "Gestorben. Vor fünf Jahren." "Eine Melange." "Bittä sähr." Keine Veränderung. Rasender Stillstand.
pp 177-178 from Man ist viel zu früh jung. Essays und Reden by Robert Schindel

Near fragment in space

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Na gut, das hätten wir, sagte mein Vater. Er rieb sich die Augen. Und wenn du dir noch einmal so einen Blödsinn einfallen lässt, fuhr er fort, hole ich dich wieder ab. Aber für die Burschen wird es dann nicht mehr so glimpflich ausgehen. Du weißt hoffentlich, dass ich sie auch belangen könnte, zumindest diejenigen von ihnen, die schon volljährig sind.
Klara schwieg weiter.
Du siehst das jetzt sicher falsch, sagte ich zu Klara. Ich habe zu dir gehalten.
Und da gab Klara das einzige Wort während der ganzen Fahrt von sich: Arschloch.
Ts, ts, ts machte mein Vater. Er hat Recht, er hat zu dir gehalten.
Aber meine Schwester schien das nicht zu interessieren. Wir fuhren schweigend die Koppstraße hinauf. Eine Weile dachte ich einen kurzen Satz und dann, nach mehreren Anläufen, sagte ich ihn: Ich ziehe aus.
Recht hast du, antwortete mein Vater mit gespielter Begeisterung. Werde endlich selbstständig. Ich habe mit neunzehn auch nicht mehr daheim gewohnt. Ich war im Sprengel tätig, in der Bezirksgruppe und im Studentenverband. Das waren mindestens drei Versammlungen pro Woche. Zusätzlich ging ich in Meidling auch noch kassieren. Ich kenne in unserem Sprengel nicht nur jeden Gemeindebau, ich kenne jede zweite Wohnung. Und dann habe ich auch noch studiert. Und zwar wirklich studiert. Bisher habe ich ja zugesehen und nichts gesagt. Aber mir fällt schon auf, dass du angeblich seit zwei Semestern studierst, und ich habe keinen einzigen Schein zu Gesicht bekommen. Ich sehe dich immer nur vor dem Computer sitzen.
Okay, sagte ich, ich suche mir was, und dann ziehe ich aus.
Gut, mach das, sagte mein Vater. Er rieb sich wieder die Augen. Gähnend fügte er noch hinzu: Ich werde es Mathilde beibringen.
pp 169-170 from Das Vaterspiel by Josef Haslinger